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Was, wenn ein Autor den "Tod des Autors" mit der Erinnerung an ermordete Autoren verkoppelt? Wenn ein Roman das "Nachleben im Zitat" mit der prekären Spurenverwertung im 'Shoa-Business' verschränkt? Die Beiträge des vorliegenden Bandes dokumentieren, wie eng in den Arbeiten Elfriede Jelineks die Figur des intertextuellen und -medialen Zitats mit Fragen der politischen Legitimität und der Verantwortung für unabgegoltene Rechte verwoben ist - Fragen, die nicht zuletzt auch der Literaturwissenschaft als Disziplin gelten. Denn wiederholt werden gängige Prämissen und Ordnungssysteme offen herausgefordert und zur Korrektur retourniert (modern vs. postmodern, Hermeneutik vs. Dekonstruktion, öffentliches vs. literarisches Gedenken). Die hier versammelten Aufsätze belegen, welches Erklärungspotenzial sich gewinnen lässt, wenn der Raum des philologisch Denkbaren um das Spannungsfeld von Tradition, Politik und Zitat erweitert wird, und sie fügen sich zu einem leisen Plädoyer - für eine Trendwende in der Jelinekforschung wie in dem, was einst kritische Öffentlichkeit hieß.
Sommario
Siegfried Mattl (Wien): Ästhetik als Opposition. Elfriede Jelinek im Kontext der österreichischen Zeitgeschichte; Alexandra Pontzen (Liege):Pietätlose Rezeption. Bemerkungen zu Jelineks Umgang mit der Tradition; Sabine Müller (Wien): Elfriede Jelinek. Masse, Macht und Sexualität im historischen Kontext; Lea Müller-Dannhausen (Leipzig): Für und wider die Tradition. Intertextualität und Intermedialität in der frühen Prosa Elfriede Jelineks; Monika Szczepaniak (Bydgoszcz): "Es war ein Unfall" oder die "Unachtsamkeit der Wand". Elfriede Jelineks "Todesarten"; Karl Ivan Solibakke (Düsseldorf): Österreichische Gedächtnismodelle: Erinnern und Vergessen bei Bachmann, Bernhard und Jelinek; Viktoria Jahn (München): Tradition und Dekonstruktion bei Elfriede Jelinek anhand der beiden österreichischen Satiren Burgtheater und Präsident Abendwind.; Stefan Krammer (Wien): "Ich will ein anderes Theater" - Jelineks Theatertexte zwischen Tradition und Innovation; Pia Janke (Wien): Jelinek und die Musik; Pierre Mattern (Offenburg): Hervorholen und wieder einstecken. Das vorgezeigte Dokument als Pointe von Ein Sportstück; Andrea Geier (Marburg): "Schön bei sich sein und dort bleiben." Zitatverfahren Elfriede Jelineks im Spannungsfeld von Hermeneutik und Antihermeneutik (Wolken.Heim.; Totenauberg; Das Lebewohl); Christian Jäger (Berlin): Dichtung und Lichtung. Elfriede Jelinek und Martin Heidegger; Alexandra Tacke (Berlin): Zwischen LeseLUST und PorNO: zum Vor- und Nachspiel von Elfriede Jelineks Lust (1989); Christine Hamm (Kristiansand): Das tote Kind: Weiblichkeit, Sexualität und Mütterlichkeit in Elfriede Jelineks Lust; Tatjana Kuharenoka (Riga):"Da spricht ein anderer Künstler durch den Katalysator meines Romans...": Erika Kohut im Licht der Scheinwerfer.; Elisabeth Beanca Halvorsen (Oslo): Die (Un-)Übersetzbarkeit der Sprache Elfriede Jelineks; Irina Djassemy (Wien): Satirische Intermedialität. Medienparodie und Gesellschaftskritik in Michael. Ein Jugendbuch für die Infantilgesellschaft; Jennifer B. Stoffel (Washington): Jelinek und das Märchen: Surface and Transcendence in Der Tod und das Mädchen I-IV