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Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch ein etabliertes wohlfahrtsstaatliches System aus. Dabei sind die Wohlfahrtsstaaten westlicher Provenienz in den letzten Dekanden zunehmend unter Beschuss geraden. Gerade die Vielfalt der Krisenbeschwörungen und Reformvorschläge verdeutlicht aber seinen Wert für moderne Gesellschaften. Die vorliegende Arbeit geht von einer integrativen Funktion des Wohlfahrtsstaates aus und untersucht die "großen" Werte des deutschen Sozialstaats: Gerechtigkeit und Gleichheit, Freiheit, Sicherheit, Solidarität sowie Subsidiarität und Verantwortung. Die Autorin weist nach, dass eine Wohlfahrtsstaatsdiskussion diese Werte stets mittransportiert, selten aber explizit macht. An Hand der jüngeren Geschichte des deutschen Sozialstaats legt sie die Omnipräsenz des Normativen in den einzelnen Sozialversicherungszweigen sowie in der Sozialhilfe dar. Dabei wir deutlich, dass die einzelnen sozialstaatlichen Bereiche spezifische normative Gemengelagen aufweisen, die sich im Rahmen der Reformdebatten der letzten Jahre deutlich verschoben haben. Schließlich werden die aktuellen Reformentwürfe - Neue Subsidiarität, Wohlfahrtspluralismus, Dritter Weg und Nachhaltiger Wohlfahrtsstaat - auf ihren normativen Gehalt hin untersucht. Es zeigt sich, dass Fragen nach dem Umbau des Wohlfahrtsstaates im Kern immer Fragen nach der "guten Gesellschaft" darstellen. Angesicht der Dringlichkeit, mit der Reformen in den Sozialversicherungszweigen und der Sozialhilfe gefordert werden, stellt die Diskussion der normativen Grundlagen des Wohlfahrtsstaates eine längst überfällige Notwendigkeit dar.
Sommario
Einleitung: Problemstellung und Leitfragen.- 1 Zum Wert des Wohlfahrtsstaats für moderne Gesellschaften.- 2 Die Unausweichlichkeit des Normativen: Facetten einer vernachlässigten Debatte.- 3 Der Wohlfahrtsstaat als Konglomerat von Werten und Normen.- 4 Wertstrukturen und Wertkonflikte: Leistungsbereiche des deutschen Sozialstaats und Reformansätze.- 5 Die Umwertung aller Werte? Reformoptionen für eine neue Sozialstaatlichkeit.- 6 Schlussbemerkung: Krise oder Stabilität der normativen Grundlagen des Wohlfahrtsstaats?.- 7 Literaturverzeichnis.
Info autore
Marion Möhle ist Fachreferentin der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für Behinderte (BAG: WfB).
Riassunto
Fragen nach dem Umbau des Wohlfahrtsstaates sind im Kern immer auch Fragen nach der "guten Gesellschaft". Dabei ist erstaunlich, dass der Wohlfahrtsstaat mit seiner gesellschaftsintegrativen Leistung bislang immer noch häufig lediglich als funktionale Einheit betrachtet wird. Gleichzeitig ist immer wieder von sozialstaatlichen "Werten" die Rede, wie Gerechtigkeit, Solidarität oder Sicherheit. Dies zeigt, dass in Diskussionen um den Wohlfahrtsstaat stets auch Werte mittransportiert werden, diese aber selten explizit systematisiert werden.
Genau hier setzt die Studie an, indem sie die "großen" Werte des deutschen Sozialstaats einer tiefgreifenden begriffsanalytischen Untersuchung unterzieht. Der konkrete Bezug auf einzelne Sozialversicherungszweige und die Verdeutlichung von deren spezifischer normativen Gemengenlage zeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Ethik des deutschen Sozialstaats alles andere als ein randständiges Thema darstellt.