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Für alle revolutionären Bewegungen besteht und bestand das Problem: Welche Mittel des Widerstandes sind erlaubt? Was ist, wenn die Aktionen außer Kontrolle geraten, wenn das Aufbegehren hin zum Terror tendiert? Heiligt der Zweck die Mittel? - Sergej Netschajew (1847 - 1882) war ein Weggefährte Bakunins in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts, er bekämpfte das zaristischen Terrorsystem mit seinen Genossen. Für ihn und seine Mitstreiter war klar, man muß die Despoten zu bedrohen - Attentate, Erpressung von Geldmitteln und Dokumentenfälschungen sind legitime Kampfmittel. - Dostojewski beschrieb Netschajew, in der Person des Werchowenski, in Die Dämonen, als einen Wahnsinnigen. Am Ende seines Lebens gestand Dostojewski, daß er zwar nie ein Netschajew, wohl aber ein Netschajewze hätte werden können - in seiner Jugend. - Netschajews Revolutionärer Katechismus inspirierte Revoltierende aller Couleur. So schrieb z.B. Eldrige Cleaver von der Black-Panther-Bewegung: "Ich hielt den 'Katechismus'für meine Bibel und seine Grundsätze in mein Leben einzuführen und seine Taktik der Schonungslosigkeit gegenüber jedem Feind anzuwenden." Das Anarchistische Kochbuch bezieht sich auch auf Netschajews Kampfmethoden. - Mit Bakunin kam es zum Zerwürfnis, weil Bakunin Netschajews Macchiavellismus, seine Kaltschnäuzigkeit, seinen Dogmatismus, seine etatistischen Vorstellungen ablehnte.
Sommario
Bernd Kramer: Gläubige ohne Gott und Helden ohne Phrasen; Arthur Lehning: Anmerkungen zu Michael Bakunin und Sergej Netschajew; Michael Bakunin: Brief an Sergej Netschajew; Sergej Netschajew: Der revolutionäre Katechismus: Die Pflichten des Revolutionärs gegen sich selbst; Die Pflichten des Revolutionärs gegen seine revolutionären Genossen; Die Pflichten des Revolutionärs gegen die Gesellschaft; Die Pflicht der Assoziation gegen das Volk.
Info autore
Bernd Kramer, Jahrgang 1984, studierte Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Politik an der Universität Köln und war Absolvent der Kölner Journalistenschule. Er schreibt als Journalist unter anderem für die taz, Spiegel online, Süddeutsche Zeitung, Neon und die ZEIT und arbeitete undercover bei einer Astro-Hotline und auf Esoterik-Messen.
Arthur Lehning war langjähriger Leiter der Anarchismus-Abteilung des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte in Amsterdam.