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Die Untersuchung von Robert Mandrou ist der erste Versuch, Fragestellungen und Methoden, die von französischen Historikern im Umkreis der Zeitschrift 'Annales' entwickelt wurden, auf ein Thema der deutschen Geschichte in der Frühen Neuzeit anzuwenden. Sie steht in der französischen Tradition einer Sozialgeschichte der ländlichen Gebiete, in der die Investitionen reicher Bürger in Grundbesitz und dessen zentrale Rolle für einen sozialen Aufstieg analysiert wurden.
In diesem Buch geht es um vier Fragenkomplexe. Zunächst: Gaben die Bürger, die in Grundbesitz investierten, bewußt ihre 'Bürgerlichkeit' preis oder wollten sie in den Adel aufsteigen? Für die Fugger war Grundbesitz eine Geldanlage, die zwar weniger rentabel war als etwa der Handel, dafür aber wesentlich sicherer. Die zweite Frage bezieht sich auf die Tatsache, daß Bürger vorzugsweise Grundherrschaften kauften: War das ein Anzeichen für die Beständigkeit oder für eine Krise des Grundherrenstandes? Als drittes wird die Attraktivität des Adels für bürgerliche Schichten im Ancien Regime analysiert. Und schließlich fragt Mandrou nach Möglichkeiten, die anhand französischer Beispiele gewonnenen Erkenntnisse zu verallgemeinern und auf das gesamte frühneuzeitliche Europa auszudehnen.
An der Schnittstelle von Sozial- und Kulturgeschichte angesiedelt, nimmt diese Studie Tendenzen der heutigen Geschichtswissenschaft vorweg: die Untersuchung sozio-ökonomischer Verhaltensweisen aus kulturanthropologischer Perspektive, mikrohistorische Analyse und der Einsatz vergleichender Forschung.
Info autore
Robert Mandrou (1921 - 1984) war Directeur d'Etudes an der Ecole des Hautes Etudes en Science Sociales und Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Paris X - Nanterre. 1977 gründete er die Mission Historique Francaise en Allemagne mit Sitz in den Räumen des Max-Planck-Instituts für Geschichte in Göttingen.