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Allsonntäglich entfaltet sich ab 20 Uhr die neue deutsche TV-Dreifaltigkeit: Tagesschau, Tatort, Talk mit Sabine Christiansen. Nach den Mythen der Tagesschau (Staatsmänner, Kriege, Katastrophen, Sport) und den tröstlichen Gewissheiten des Tatorts (Alle haben Dreck am Stecken) sondiert Sabine Christiansen das Gesellschaftsterrain. Unerbittlich stellt sie Fragen, die in das Dunkel unserer Zukunft weisen. Es treten auf: die Lobbyisten und ihre Statthalter im Parlament. Multimillionäre warnen davor, dass es kurz vor zwölf sei. Aber, bitte sehr, man könne ja auch ins Ausland gehen. Politiker führen entschlossen das Drama der Sachzwänge auf. Die große Koalition der Dauerreformer gibt sich die Ehre. Fast noch wichtiger als das, was gesagt wird, ist, was systematisch nicht gesagt wird. Komplexe Themen werden dramatisch vereinfacht und fortan in diese Richtung öffentlich diskutiert. Insofern eignet sich diese Sendung wie keine andere, um zu begreifen, wohin die Deutschland AG steuert.
In 'Meine Sonntage mit "Sabine Christiansen"' schreibt Walter van Rossum hellsichtig, intelligent und bitterböse über eine Medienlandschaft, die die Politik im eigentlichen Sinne längst zu überwuchern droht.
Info autore
Walter van Rossum, Jg. 1954, lebt in Köln und Marokko. Studium der Romanistik, Philosophie und Geschichte in Köln und Paris. Promotion 1989. Seit 1981 freier Autor für WDR, Deutschlandfunk, Die Zeit, FAZ und Freitag. Für den WDR moderiert er unter anderem die 'Funkhausgespräche'. 1988 erhielt er den Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik. Letzte Buchveröffentlichung: 'Simone de Beauvoir & Jean-Paul Sartre. Die Kunst der Nähe', Berlin 1998.