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Als "feuilletonistische Abnormität" hat Thomas Mann Adalbert Stifters 1867 entstandene Prosa "Aus dem bairischen Walde" bezeichnet, und das war als großes Kompliment gedacht. Das Spätwerk des österreichischen Schriftstellers hebt sich in seiner zunehmend radikaler werdenden Form von der früheren Prosa ab. Es hat Adalbert Stifter von den Lesern seiner Zeit isoliert, ihn für die Lektüre nachfolgender Generationen aber gewonnen. Als Inbegriff modernen Erzählens, das sich der zeitgenössischen Verpflichtung zum Realismus entzieht, gilt Stifters späte Prosa, die hier in einer klar konturierten Auswahl vorliegt. Sie zeigt den Autor als Avantgardisten der Wahrnehmung, als einen, den das, was heute gemeinhin als 'Plot' bezeichnet wird, nicht mehr wirklich interessiert. Texte wie "Nachkommenschaften", "Der Waldbrunnen", "Der Kuss von Sentze", "Der fromme Spruch", "Winterbriefe aus Kirchschlag" und "Mein Leben" sind neu zu entdecken - als eigenwillige literarische Recherche, als große Abenteuer der Schriftlichkeit.
Info autore
Adalbert Stifter, geb. 1805 in Oberplan/Böhmerwald), war der Sohn eines Leinewebers und Flachshändlers. Nach der Gymnasiumszeit im Benediktinerstift Kremsmünster studierte er ab 1826 die Rechte in Wien, ohne aber eine Schlußprüfung zu absolvieren. In den 1830er Jahren bewarb er sich mehrmals erfolglos um Anstellungen als Lehrer und verdiente dann seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer. Nachdem ihm 1840 die Veröffentlichung der Erzählungen 'Der Condor' und 'Feldblumen' erste Erfolge gebracht hatte, lebte er bis 1850 als freier Schriftsteller. Nach den Märzunruhen von 1848 in Wien zog sich Stifter nach Linz zurück, wurde zum Schulrat ernannt, 1853 von der "Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst und historischen Denkmale" zum Konservator für Oberösterreich bestellt.§1865 trat Stifter, wohl seit 1863 unheilbar erkrankt, durch lästige Verwaltungsarbeit und finanzielle Bedrängnis verbittert, in den Ruhestand. Nach einem Selbstmordversuch starb er 1868 in Linz.
Karl Wagner, geboren 1950 in Steyr. Studierte Germanistik und Anglistik in Wien. Seit 2003 Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich.