Ulteriori informazioni
In der öffentlichen Schule der modernen Demokratien nimmt das Versprechen des sozialen Aufstiegs reale Gestalt an - die Schule versperrt aber auch den Blick auf die Macht der Klassenstrukturen. Die frühen, in der Zusammenarbeit mit Jean-Claude Passeron entstandenen bildungssoziologischen Arbeiten Pierre Bourdieus waren diesem Zusammenhang gewidmet. Sie analysierten die Reproduktion sozialer Ungleichheiten durch ein Bildungswesen, das seiner eigenen, dem unmittelbaren Einfluss ökonomischer und politischer Kriterien entzogenen Logik folgt und damit zugleich den Anspruch formaler Chancengleichheit in eindrucksvoller Weise umsetzt. Fast vierzig Jahre sind seitdem vergangen; in der Bundesrepublik schien eine ausgeprägte Bildungsexpansion die Einlösung jenes Versprechens möglich gemacht zu haben.
Im Zentrum des Bandes stehen die - unter anderem durch die Bildungsexpansion der sechziger und siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts eingeleiteten - sozialstrukturellen Verschiebungen im Bereich der Mittelschichten. Dabei handelt es sich weniger um Aufstiegsprozesse als vielmehr um horizontale Verlagerungen und Verschiebungen, d.h. um eine enorm gestiegene Bedeutung des kulturellen Kapitals bei der Verortung im sozialen Raum. Die Beiträge des Bandes beleuchten, jeder auf seine Weise und für einen spezifischen Bereich des Bildungswesens, die Auseinandersetzungen um die Anerkennung des erworbenen kulturellen Kapitals bzw. der verschiedenen Bildungstitel unter den Bedingungen sozialen Wandels.
Sommario
Aus dem Inhalt:
Vorwort der Herausgeberinnen
Die Illusion der Bildungsexpansion. Bildungsöffnungen und soziale Segregation in der Bundesrepublik Deutschland
Habitus und Performanz. Empirisch motivierte Fragen an Bourdieus Konzept der Körperlichkeit des Habitus
Der Transfer kulturellen Kapitals in der Mehrgenerationenfolge. Kontinuität und Wandel zwischen den Generationen
Die Bildungsexpansion und ihre Konsequenzen für das soziale Kapital der Hauptschule
Schule als Performanz. Anmerkungen zum Verhältnis von neuer Bildungsforschung und der Soziologie Pierre Bourdieus
Lebensweltliche Konstruktionen von Studierenden - Brücken zum Habitus?
Soziale Ungleichheiten und Konfliktlinien im studentischen Feld. Empirische Ergebnisse zu Studierendenmilieus in den Sozialwissenschaften
Der Mythos vom autonom lernenden Subjekt. Zur sozialen Verortung aktueller Konzepte des Selbstlernens und zur Bildungspraxis unterschiedlicher sozialer Milieus
Autorinnen und Autoren
Info autore
Beate Krais ist Professorin für Soziologie an der Technischen Universität Darmstadt.