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»Bevor Dürrenmatts Stoffe Wort geworden sind, waren sie Bilder, eine Tatsache, die den Stellenwert der bildenden Kunst innerhalb des uvres beträchtlich verschiebt«, schreibt die Kunsthistorikerin Dr. Ludmila Vachtova in ihrem Essay 'Die Dämonen der Mansarde - ein frühes Hauptwerk'. »Schreiben oder Malen? Als der Philosophie- und Literaturstudent mitten im Krieg 1941 die Mansarde im Elternhaus bezieht, rivalisieren beide Leidenschaften noch mit ungeschwächter Intensität. 1942 zeichnet Friedrich Dürrenmatt auf den weißen Verputz zwei Augen. Der fremde Blick löst eine Lawine von Bildern aus, die erst Monate später in Dürrenmatts ersten Prosatexten formuliert werden.« »So entwarf ich denn auf der abgeschrägten Wand über meinem Bett eine wilde Kreuzigung, an der großen Wand entstanden skurrile Figuren [...], ein Durcheinander in meinem Gedächtnis (die Wand ist längst von erschrockenen Bürgern übertüncht) von Wut, Protest, Hohn und Spott. Wie A im 'Rebell' war ich in einem Spiegelsaal gefangen.« Friedrich Dürrenmatt in einer Vorfassung zu den 'Stoffen' vom 9.11.1981 Hinzu kommen weitere Bilder: eine Szene aus dem ersten Stück (Komödie), aus der Erzählung 'Winterkrieg in Tibet' und an der Schmalseite des Kamins ein »Comic« mit Szenen aus dem Philosophiestudium und der Liebesgeschichte mit seiner späteren Frau Lotti Geissler.
About the author
Am 5. Januar 1921 kam Friedrich Dürrenmatt in Konolfingen im Kanton Bern als Sohn eines Pfarrers zur Welt. Er studierte in Zürich und Bern Theologie, Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften. Eigentlich wollte er Maler werden, schrieb aber schon in den 40er Jahren Erzählungen. 1947 löste sein Drama 'Es steht geschrieben' einen Theaterskandal aus. Ab 1952 lebte Dürrenmatt in Neuchâtel. Mit dem Drama 'Der Besuch der alten Dame' (1956) hatte er einen Welterfolg. 1968 wurde er Theaterdirektor in Basel. In dieser Zeit schrieb er viele Neufassungen seiner älteren Werke. Friedrich Dürrenmatt starb am 14.12.1990 in Neuchâtel.§Seine erzählerischen Werke sind oft Detektivgeschichten, und seine Dramen sind oft Tragikomödien, in denen es Elemente von Satire, Farce, und schwarzem Humor gibt. Ein zentrales Thema seiner Werke ist die Macht und die Frage der Verantwortung in einer scheinbar chaotischen Welt.§1986 wurde Friedrich Dürrenmatt mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Summary
»Bevor Dürrenmatts Stoffe Wort geworden sind, waren sie Bilder, eine Tatsache, die den Stellenwert der bildenden Kunst innerhalb des Œuvres beträchtlich verschiebt«, schreibt die Kunsthistorikerin Dr. Ludmila Vachtova in ihrem Essay ›Die Dämonen der Mansarde – ein frühes Hauptwerk‹. »Schreiben oder Malen? Als der Philosophie- und Literaturstudent mitten im Krieg 1941 die Mansarde im Elternhaus bezieht, rivalisieren beide Leidenschaften noch mit ungeschwächter Intensität. 1942 zeichnet Friedrich Dürrenmatt auf den weißen Verputz zwei Augen. Der fremde Blick löst eine Lawine von Bildern aus, die erst Monate später in Dürrenmatts ersten Prosatexten formuliert werden.« »So entwarf ich denn auf der abgeschrägten Wand über meinem Bett eine wilde Kreuzigung, an der großen Wand entstanden skurrile Figuren […], ein Durcheinander in meinem Gedächtnis (die Wand ist längst von erschrockenen Bürgern übertüncht) von Wut, Protest, Hohn und Spott. Wie A im ›Rebell‹ war ich in einem Spiegelsaal gefangen.« Friedrich Dürrenmatt in einer Vorfassung zu den ›Stoffen‹ vom 9.11.1981 Hinzu kommen weitere Bilder: eine Szene aus dem ersten Stück (Komödie), aus der Erzählung ›Winterkrieg in Tibet‹ und an der Schmalseite des Kamins ein »Comic« mit Szenen aus dem Philosophiestudium und der Liebesgeschichte mit seiner späteren Frau Lotti Geissler.
Foreword
Dürrenmatts 40 Jahre verschollene Wandmalereien aus seiner Berner Studentenmansarde – ein einmaliger, in sich geschlossener Bildraum und »Spiegelsaal des in seinem chaotischen Innern gefangenen Rebellen«.
Additional text
»Friedrich Dürrenmatt ist ein Monument. Ein Koloss. Sein Ruhm ragt in die Welt hinaus. Einer der faszinierendsten Denker seiner Zeit. Und unserer Zeit. Ein zeitloses Genie.«
Report
»Der Dialog mit Friedrich Dürrenmatt ist nicht zu Ende - er beginnt erst, und wir werden Mühe haben, in Friedrich Dürrenmatts mächtigem Schatten, ihn zu bestehen.« Walter Jens