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Die erste Frauenbewegung leitete am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert erste wichtige Schritte zur Emanzipation und Gleichberechtigung in Europa ein. Ihre Ziele, Aktionen und Errungenschaften blieben allerdings nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er Jahren auf den politischen Bühnen Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne Vorläufer. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Bilder der eigenen Geschichte, die die europäischen Frauenbewegungen entwickelten oder vernachlässigten, und die Traditionsverluste, die durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden.
List of contents
Inhalt
Einleitung: Die (fehlende) Historiographie zu den Frauenbewegungen in Europa 7
Angelika Schaser/Sylvia Schraut
Am Beginn der Bewegung: Strategien der Traditionsstiftung bei Louise Otto-Peters 22
Susanne Schötz
Die Schriftstellerin Lily Braun und die Frauen der Antike - Traditionsbildung von begrenzter Reichweite 54
Beate Wagner-Hasel
»Tremate, tremate, le streghe son tornate!« Zur Wirkmacht des Hexen-Narrativs in den europäischen Frauenbewegungen 70
Rita Voltmer
Macht/Lust - Übersetzung und fragmentierte Traditionsbildung als Strategien zur Mobilisierung eines radikalen Feminismus 95
Johanna Gehmacher
»[...] wichtig zur Orientierung der jüngeren Generation«. Erinnerungskultur nach 1945 im Münchner Verein für Fraueninteressen und Frauenarbeit 124
Mirjam Höfner
Verlorene Erinnerung - Traditionsbrüche und fehlende Erinnerungsarbeit bei Damenverbindungen im Kaiserreich und in der Weimarer Republik 152
Simone Ruoffner
Helene Lange und Gertrud Bäumer als Historiographinnen der Frauenbewegung 170
Angelika Schaser
Lagerbildungen, konfessionelle und regionale Brüche in der Traditionsstiftung der deutschen Frauenbewegung 198
Sylvia Schraut
Die Geschichte und Bedeutung von Frauen-/Lesbenarchiven und -bibliotheken für die Traditionsarbeit innerhalb der Frauenbewegungen 228
Jessica Bock/Birgit Kiupel
Wer sich wo und wie erinnern wollte? Die Neuen Frauenbewegungen und soziale Ungleichheit nach Klasse, »Rasse« und Migration 255
Ilse Lenz
Vergangenheit, Gefühl und Wahrheit. Strategien der Geschichtsschreibung über Frauenpolitik und Frauenbewegungen in Galizien an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert 284
Dietlind Hüchtker
Feminist Biography in Finland and Sweden around 1900: Creation of Bonds of Admiration and Gratitude 312
Tiina Kinnunen
Unrecognized Transnationalism. A Counter History of the Early Italian Women's Movement 338
Ruth Nattermann
To Early to Memorize? The Feminist Movement in Spain: Forgetfulness and Disagreements 361
Soraya Gahete Muñoz
Warum Frauenbewegungen erinnert werden oder auch nicht. Zum Zusammenspiel von Gedächtnisformen und Medienlogiken 376
Susanne Kinnebrock
Autorinnen 403
About the author
Angelika Schaser ist emeritierte Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Hamburg.
Sylvia Schraut vertrat bis zu ihrer Emeritierung 2020 die Professur für Neuere Geschichte an der Fakultät für Staats- und Sozialwissenschaften der Universität der Bundeswehr München.
Petra Steymans- Kurz, Dr. phil., ist Fachbereichsleiterin an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Summary
Die erste Frauenbewegung leitete am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert erste wichtige Schritte zur Emanzipation und Gleichberechtigung in Europa ein. Ihre Ziele, Aktionen und Errungenschaften blieben allerdings nicht in der kulturellen Erinnerung verankert. Denn als sich die zweite Frauenbewegung in den 1970er Jahren auf den politischen Bühnen Gehör verschaffte, verstand sie sich weitgehend als neue Bewegung ohne Vorläufer. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Bilder der eigenen Geschichte, die die europäischen Frauenbewegungen entwickelten oder vernachlässigten, und die Traditionsverluste, die durch die Diktaturen des 20. Jahrhunderts verursacht wurden.
Additional text
»Selbst HistorikerInnen werden hier sehr viel Neues und Interessantes erfahren, denn die Geschichte der Frauenbewegungen ist immer noch ein stiefmütterlich behandelter Bereich.« Glarean-Magazin, 04.10.2019
»Jeder Beitrag in diesem Sammelband wirft Licht auf etwas Neues oder lässt Altes in neuem Licht erscheinen. Jeder Beitrag hält eine Überraschung bereit, als ob der abschließende Artikel der Kommunikationswissenschaftlerin Susanne Kinnebrock zum Zusammenhang von Gedächtnisformen und Medienlogiken Pate gestanden hätte. Überraschung, Personalisierung und Dramatisierung sind wichtige Bearbeitungsweisen, um Ereignisse zu erinnern und sie aus dem kulturellen Langzeitgedächtnis in das kommunikative Kurzzeitgedächtnis zu holen, so Kinnebrock. Dies ist den Autorinnen dieses Buches außerordentlich gut gelungen.« Marianne Schmidbaur, H-Soz-Kult, 30.09.2020
Report
»Selbst HistorikerInnen werden hier sehr viel Neues und Interessantes erfahren, denn die Geschichte der Frauenbewegungen ist immer noch ein stiefmütterlich behandelter Bereich.« Glarean-Magazin, 04.10.2019 »Jeder Beitrag in diesem Sammelband wirft Licht auf etwas Neues oder lässt Altes in neuem Licht erscheinen. Jeder Beitrag hält eine Überraschung bereit, als ob der abschließende Artikel der Kommunikationswissenschaftlerin Susanne Kinnebrock zum Zusammenhang von Gedächtnisformen und Medienlogiken Pate gestanden hätte. Überraschung, Personalisierung und Dramatisierung sind wichtige Bearbeitungsweisen, um Ereignisse zu erinnern und sie aus dem kulturellen Langzeitgedächtnis in das kommunikative Kurzzeitgedächtnis zu holen, so Kinnebrock. Dies ist den Autorinnen dieses Buches außerordentlich gut gelungen.« Marianne Schmidbaur, H-Soz-Kult, 30.09.2020 »Der vorliegende Sammelband gibt erste wichtige Antworten auf die Frage, in welcher Weise sich europäische Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert selbst erinnerten und welche bewegungsinternen Deutungskämpfe um Geschichtsbilder und -narrative damit einhergingen. Ein zentraler Befund der Aufsätze ist, dass die Frauenbewegungsgeschichte gerade nicht in Narrativen wie abgrenzbaren 'Wellen' oder eines eindeutigen Strukturbruchs in den 1970er Jahren aufgeht. Die Beiträge des Bandes lassen sich durchwegs auf die Komplexität von Historisierungsprojekten ein und eröffnen den Blick auf vielfältige, auch unvorhergesehene historische und räumliche Bezüge.« Elisa Heinrich, L'Homme, 2 (2021)