Fr. 21.50

Ich, der Unterzeichnete - Roman

German · Paperback / Softback

New edition in preparation, currently unavailable

Description

Read more

Albino Saluggia gehörte zu jenen Arbeitern, die auf Grund ihrer langen Kriegsgefangenschaft bevorzugt in den industriellen Arbeitsprozeß eingegliedert wurden. Obwohl ihn diffuse Angst vor allen Organisationen und Institutionen quält, sieht er doch in seiner Anstellung bei einem riesigen Industriewerk die Chance einer besseren Zukunft. Er verehrt die Fabrik in fast religiöser Weise, er ist einer der zuverlässigsten Arbeiter, er hält sich dem Klatsch ebenso fern wie politischen Umtrieben. Er will die Krankheitssymptome, die sich nach und nach bei ihm einstellen, nicht wahrhaben, auch dann nicht, als der Werksarzt eine schwere Lungentuberkulose feststellt.
Saluggia will nicht krank sein. Entfernung von seiner Arbeit scheint ihm die Vernichtung seiner Existenz. In den Bemühungen der Ärzte und der Sozialfürsorge sieht er nur Symptome einer Verschwörung. Er flüchtet zu Scharlatanen, um sich von ihnen seine Gesundheit attestieren zu lassen. Mit einer von Mißtrauen geschärften Beobachtungsgabe registriert er seine Umgebung: die Arbeiter am Fließband mit ihren immer müder werdenden Gesten, die Selbstsicherheit der Facharbeiter, die Spione der Werksleitung, die Phrasenhaftigkeit politischer Agitatoren, die Cliquenwirtschaft, die Sucht nach Geld und Sexus, diese ganze städtische Welt der Großindustrie, in der alles, auch die Krankenpflege, verbürokratisiert und zur Maschinerie geworden ist.
Der Narr Albino Saluggia weiß nicht, wie sehr er im Unrecht ist und doch die Wahrheit sagt. Mit der Gestalt dieses Geisteskranken hat Paolo Volponi für die Entfremdung des Menschen in der »späten Industriegesellschaft« eine verbindliche poetische Definition gefunden.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

About the author

Paolo Volponi, 1924 in Urbino geboren, studierte Jura und war ab 1956 in Ivrea Leiter der Sozialabteilung von Olivetti. Er veröffentlichte zunächst Gedichte, ›Il ramarro‹ (1948), ›L’antica moneta‹ (1955) und den Band »Le porte dell’Appennino« (1960), für den er den Viareggio-Preis erhielt. Sein erstes Prosawerk, deutsch 1964 bei S. Fischer unter dem Titel »lch, der Unterzeichnete« erschienen, brachte Volponi den Premio Marzotto und den italienischen Buchhändlerpreis ein. Für den Roman »Die Weltmaschine« wurde Volponi 1965 der begehrte Premio Strega verliehen. Volponi starb 1994 in Ancona.

Summary

Albino Saluggia gehörte zu jenen Arbeitern, die auf Grund ihrer langen Kriegsgefangenschaft bevorzugt in den industriellen Arbeitsprozeß eingegliedert wurden. Obwohl ihn diffuse Angst vor allen Organisationen und Institutionen quält, sieht er doch in seiner Anstellung bei einem riesigen Industriewerk die Chance einer besseren Zukunft. Er verehrt die Fabrik in fast religiöser Weise, er ist einer der zuverlässigsten Arbeiter, er hält sich dem Klatsch ebenso fern wie politischen Umtrieben. Er will die Krankheitssymptome, die sich nach und nach bei ihm einstellen, nicht wahrhaben, auch dann nicht, als der Werksarzt eine schwere Lungentuberkulose feststellt.
Saluggia will nicht krank sein. Entfernung von seiner Arbeit scheint ihm die Vernichtung seiner Existenz. In den Bemühungen der Ärzte und der Sozialfürsorge sieht er nur Symptome einer Verschwörung. Er flüchtet zu Scharlatanen, um sich von ihnen seine Gesundheit attestieren zu lassen. Mit einer von Mißtrauen geschärften Beobachtungsgabe registriert er seine Umgebung: die Arbeiter am Fließband mit ihren immer müder werdenden Gesten, die Selbstsicherheit der Facharbeiter, die Spione der Werksleitung, die Phrasenhaftigkeit politischer Agitatoren, die Cliquenwirtschaft, die Sucht nach Geld und Sexus, diese ganze städtische Welt der Großindustrie, in der alles, auch die Krankenpflege, verbürokratisiert und zur Maschinerie geworden ist.
Der Narr Albino Saluggia weiß nicht, wie sehr er im Unrecht ist und doch die Wahrheit sagt. Mit der Gestalt dieses Geisteskranken hat Paolo Volponi für die Entfremdung des Menschen in der »späten Industriegesellschaft« eine verbindliche poetische Definition gefunden.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Product details

Authors Paolo Volponi
Assisted by Piero Rismondo (Translation)
Publisher FISCHER Taschenbuch
 
Original title Memoriale
Languages German
Product format Paperback / Softback
Released 01.01.2016
 
EAN 9783596313266
ISBN 978-3-596-31326-6
No. of pages 312
Dimensions 125 mm x 189 mm x 21 mm
Weight 344 g
Series Fischer Taschenbücher
Fischer Taschenbücher
Subjects Fiction > Narrative literature

Roman, Entfremdung, Industriegesellschaft, Italien, Krankheit, Wohlstand, Piemont, Nachkriegsjahre, Denkschrift, Canavese, Albino Saluggia

Customer reviews

No reviews have been written for this item yet. Write the first review and be helpful to other users when they decide on a purchase.

Write a review

Thumbs up or thumbs down? Write your own review.

For messages to CeDe.ch please use the contact form.

The input fields marked * are obligatory

By submitting this form you agree to our data privacy statement.