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Als innigste Form der Entäußerung, als Symbiose von Wort und Ton hatte das Lied für Schubert existentielle Bedeutung: Es war der kunstvollste Ausdruck seines Verlangens nach Kommunikation. Davon sind auch seine Briefe erfüllt, vom Hoffen auf ein Echo. Die Sehnsucht nach dem Brief, nach dem geschrieben Liebeszeichen, sie mußte Schubert in seiner letzten Komposition überhaupt, symbolisch genug. der "Taubenpost" überantworten und mit ihr der, er hatte sie so erfahren, prekären Natur.
About the author
Franz Schubert gilt vielen Menschen als Inbegriff einer biedermeierlichen, beschaulichen Musikkultur. Seine berühmtesten Werke werden gern als Paradestücke für die Hausmusik des gehobenen Bürgertums angesehen. Doch das tradierte Bild des liebenswerten "Liederfürsten" verdient längst eine kritische Revision. Franz Schubert war eine höchst eigenwillige Persönlichkeit - und ein experimentierfreudiger, vielseitiger Künstler, in dessen Musik klassische Formprinzipien und romantische Ideen eine neue, unerhörte Synthese eingingen.
Rüdiger Görner, geb. 1957, lebt seit 1981 als Literaturwissenschaftler, Kritiker und Schriftsteller in London. Er studierte in Tübingen und London Germanistik, Geschichte, Philosophie und Anglistik, lehrte an den Universitäten Surrey und Aston in Birmingham, bevor er 1999 Direktor des Institute of Germanic Studies der University of London wurde. Seit 2004 lehrt er am Queen Mary, University of London und leitet als Gründungsdirektor seit 2006 das Centre for Anglo-German Cultural Relations. Rüdiger Görner hatte Gastprofessuren in Tokyo, Heidelberg, Mainz, Hannover, Köln und Salzburg inne und ist Verfasser von über fünfzehn literaturwissenschaftlichen Monografien.