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Einen ganz eigenen Reiz haben seit je die schöpferischen Querverbindungen zwischen Poesie und bildender Kunst ausgeübt: Gedichte, die zu Bildern angeregt haben, Bilder, die Gedichte hervorgebracht haben.
Der große mexikanische Lyriker Octavio Paz (1914 - 1998) war fasziniert von den Gebilden, die unter den Händen seiner Frau, der Künstlerin Marie Jose Paz, entstanden. Aus aufgesammelten Dingen - Bändern, Knöpfen, Schnallen, Eintrittskarten, Streichhölzern - schuf sie Collagen und Assemblagen, deren bildnerische Poesie ihn dazu brachte, das dem Auge Sichtbare in Worte zu verwandeln: Figuren und Variationen. "Die Gischt der Tage" nennt Octavio Paz das so Entstandene in seinem Nachwort und pointiert damit die Leichtigkeit, die diesen Gebilden innewohnt und der er mit seinen zwölf vollkommenen kleinen Gedichten eine andere Art von Dauer verleiht. Was so entstanden ist, läßt sich mit einem emblematischen Lieblingsbegriff von Octavio Paz erfassen: Zwiegespräche.
About the author
Octavio Paz wurde am 31. März 1914 in Mexiko-Stadt geboren. Die Familie Paz ist indianischer und spanischer Abstammung. Der Großvater galt als herausragende Figur des mexikanischen Liberalismus, und der Vater war Mitarbeiter des Sozialrevolutionärs Zapata. Mit 17 war er Mitbegründer einer literarischen Zeitschrift und begann gleichzeitig zu publizieren. Im Laufe der Zeit erschienen zahlreiche Zeitschriften unter seiner Leitung. Nach seinem Jura- und Philosophiestudium arbeitete er als Lehrer und engagierte sich politisch. 1944/45 hielt er sich als Guggenheim-Stipendiat in San Francisco und New York auf. 1946 trat er in den Auswärtigen Dienst Mexikos ein und wurde nach Paris entsandt. 1962 wurde er zum Botschafter in Neu-Delhi ernannt. Dieses Amt legte er 1968 aus Protest gegen das Massaker an demonstrierenden Studenten in Mexiko-Stadt nieder. Ab dieser Zeit lehrte als Gastprofessor in den USA. Im Jahr 1971 kehrte er nach Mexiko zurück, wo er, unterbrochen von Lehrtätigkeiten an nordamerikanischen Universitäten, bis zu seinem Tod am 20. April 1998 lebte. 1984 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 1990 den Nobelpreis für Literatur.