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Die beiden unter dem bibliographischen Titel "Sein und Wahrheit" in diesem Doppelband vereinigten Vorlesungen entstammen dem Rektoratsjahr Martin Heideggers. Die Vorlesung "Die Grundfrage der Philosophie" aus dem Sommersemester 1933 entfaltet die Seinsfrage in der Abhebung gegen die Verklammerung von christlicher Bestimmung und mathematisch-logischem Begründungsgedanken in den metaphysischen Systemen des 18. Jahrhunderts (Wolff, Baumgarten), die in Hegels Metaphysik als Theo-Logik ihre Vollendung erreicht. Die Vorlesung "Vom Wesen der Wahrheit" aus dem Wintersemester 1933/34 fragt nach dem Grund für den geschichtlichen Wandel des Wesens der Wahrheit von der Un-verborgenheit zur Richtigkeit (der Aussage) anhand des Ausbleibens der Frage nach der Verborgenheit, der Unverborgenheit abgerungen werden kann, bei Platon.
Zwar zeigen beide Vorlesungen eine gewisse Annäherung an die zeitgenössische politische Diktion, doch bleibt die Kluft zwischen Heideggers denkerischer Grundstellung und de r nationalsozialistischen Ideologie unüberbrückbar. Heideggers Einstimmung in das Pathos des Auf- und Umbruchs steht unüberhörbar die eindringliche Warnung gegenüber, dass sich dieser auf der Grundlage eines verkehrten Menschen- und Weltbildes vollziehe, das dem Schattenreich der Höhlenbewohner im Platonischen Gleichnis entspreche.
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Martin Heidegger (1889-1976) gilt neben Ludwig Wittgenstein als der einflußreichste und bedeutendste Philosoph des 20. Jahrhunderts.