Read more
Spielen die Erzõhlungen Aleksandr PuÜkins vornehmlich in der Gegenwart, so gilt das Interesse des Romanciers PuÜkin der russischen Geschichte und der eigenen Herkunft. PuÜkin nimmt damit die zeitgen÷ssische Entwicklung vorweg, denn noch ehe um 1830 - nach dem Erfolg der Romane Sir Walter Scotts - die ersten historischen Romane von russischen Autoren geschrieben wurden, hatte PuÜkin 1827 mit dem Fragment Der Mohr Peters des Gro¯en schon alle Ma¯stõbe f³r den historischen Roman gesetzt. Er praktizierte meisterlich, was er an Scotts Romanen so sehr schõtzte: ¯ wir mit der Vergangenheit nicht mit der Aufgeblasenheit franz÷sischer Trag÷dien, ... nicht mit der dignitÚ der Historie bekanntwerden, sondern als Zeitgenossen, auf normale Weise.½ Kein Schwulst, keine Affektiertheit, keine Theatralik, statt dessen: Nat³rlichkeit, Wahrhaftigkeit, Lebendigkeit und Einfachheit sind die Grundelemente der Poetik und Roman-Kunst PuÜkins. Was PuÜkin hingegen an Scott abstie¯, den er einmal den ?? Scott½ nennt, war, da¯ er einfaches Denken und einfaches Sprechen nicht zu vereinbaren wisse. PuÜkins Vorstellung von Literatur erschlie¯t sich in ironischen Seitenhieben auf zeitgen÷ssische Romane im Eugen Onegin und im Fragment ³ber Prosa, in dem er immer wieder K³rze und Genauigkeit fordert. Steht im Mohr Peters des Gro¯en ein biographisches Motiv, die Geschichte der ungl³cklichen Heirat seines Urgro¯vaters Ibrahim Hannibal im Zentrum, so ist es im Romanfragment Dubrovskij und, mehr noch, in der Hauptmannstochter die Geschichte des rebellischen Ru¯lands, die PuÜkin zweimal bearbeitet hat - einmal in Romanform und, in der Geschichte Pugacovs, als Historiker. In beiden Werken gelangt PuÜkin zu der prophetisch-visionõren Erkenntnis, die 100 Jahre spõter Vladimir Nabokov in seinem Roman Die Gabe aufgreift: ? uns Gott, in Ru¯land einen Aufstand zu erleben - sinnlos und erbarmungslos. Diejeni¡gen, die bei uns unm÷gliche Umwõlzungen aushecken, sind entweder zu jung und kennen unser Volk nicht, oder es sind Menschen mit bereits verhõrtetem Herzen, f³r die ein fremder Kopf ein Kopf ist und denen auch der eigene Hals nichts gilt.½
About the author
Alexander Sergejewitsch Puschkin wurde 1799 als Spross eines alten Adelsgeschlechts in Moskau geboren. Wegen seiner politischen Lyrik wurde der dichtende Graf, der im Außenministerium eine Stelle innehatte, 1820 nach Südrussland strafversetzt, später verbannt auf das mütterliche Gut. Er starb 1837 an den Folgen eines Duells.