angeht, ambivalent. Aber bin ich unter ihnen? Ich bin weiß und gebildet. Ich bin eine Frau und eine Dichterin. Dichter werden heutzutage für Randfiguren im Leben der Gesellschaft erachtet, von zweifelhaftem sozialen Nutzen. Als Frau erscheine ich nicht als Erobererin im Hütchenspiel der Archetypen, sondern als erobert.'
About the author
Elke Erb, geboren 1938 in Scherbach in der Eifel, und siedelte 1949 nach Halle in die DDR um. 1958-59 arbeitete sie als Landarbeiterin, legte 1963 ihr Lehrerexamen ab und wurde zunächst in einem Verlag tätig. Seit 1966 schreibt sie freiberuflich Kurzprosa, Lyrik und prozessuale Texte. Außerdem macht sie Übersetzungen, Nachdichtungen, Herausgaben. Sie lebt in Berlin. 1990 Heinrich-Mann-Preis (zusammen mit Adolf Endler), 1993 Ehrengabe der Schillerstiftung, 1994 Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille, 1995 Erich-Fried-Preis, 1995 Ida-Dehmel-Preis, 1999 Norbert-C.-Kaser-Preis, 1999 F.-C.-Weiskopf-Preis der Akademie der Künste Berlin, 2011 Preis der Literaturhäuser, Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung, 2012 Roswitha-Literaturpreis der Stadt Bad Gandersheim und 2013 Ernst-Jandl-Preis für Lyrik.
Summary
Die Sprache Amerikas: Das ist nicht nur Kriegsdrohung und Börsenkrach. Das waren zuerst die Sprachen der Ureinwohner, die als erster Roger Williams in seinem Buch 'A Key to The Language of America' im Zusammenhang mit den indianischen Lebensweisen und Bräuchen beschrieb. Dieses Buch legte Rosmarie Waldrop ihrer Erkundung der heutigen Lebens-Sprachen Amerikas zugrunde: Indem sie seine Struktur übernimmt – zu jedem Aspekt menschlichen Lebens gibt Williams eine Wortliste, anthropologische Beobachtungen und ein Gedicht – montiert sie ein vielfach gebrochenes Kaleidoskop des Verhältnisses zum 'Anderen' als Frau oder Fremden.
In der Einleitung schreibt Rosmarie Waldrop: 'Ich lebe in Roger Williams’ Land. Ich bin ‹drüben› geboren, in Deutschland. Das damals Nazideutschland war. Ich bin nicht Jüdin. Ich bin auf der Seite der (damaligen) Sieger geboren. Ich immigrierte in die USA, das Land der Sieger, als eine Weiße, europäisch erzogen, die es nicht zu schwierig fand, zu Jobs, zu einem akademischen Abschluß und einer Stelle an der Hochschule zu kommen. Wie Roger Williams bin ich, was meine Stellung unter den Privilegierten, den ‹Eroberern› angeht, ambivalent. Aber bin ich unter ihnen? Ich bin weiß und gebildet. Ich bin eine Frau und eine Dichterin. Dichter werden heutzutage für Randfiguren im Leben der Gesellschaft erachtet, von zweifelhaftem sozialen Nutzen. Als Frau erscheine ich nicht als Erobererin im Hütchenspiel der Archetypen, sondern als erobert.'