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Wissenschaftsgeschichte auf höchstem Niveau: eine Erforschung der Sehweise im frühen 19. Jahrhundert und ihre Auswirkungen auf die Wissenschaft.Um 1800 etablierte sich eine Sehweise, die Theorie und Praxis von Naturbeobachtung und Bildproduktion in verschiedenen Bereichen von Kunst und Wissenschaft mitbestimmte. Erna Fiorentini erforscht dieses »Prismatische Sehen«.Wie beim optischen Prinzip des Prismas vermischten sich hier die Ansprüche individueller Wahrnehmung und einer objektiven bildlichen Darstellungsweise. Das prismatische Sehen wirkte sich auf Theorie und Praxis der Landschaftsskizze, der Naturgeschichte, der Mikroskopie und der Landvermessung aus. Dabei waren das Zusammenspiel von sensorischen, kognitiven und emotionalen Erfahrungsformen und die Wege, dieses Zusammenspiel in Bilder zu übersetzen, von besonderer Bedeutung. So modulierte dieses Interesse auch wesentlich die ästhetische wie epistemologische Wertigkeit jener bildlichen Produktionsprozesse, die auf dem sensorischen Vermögen des Betrachters basieren.Ein besonderes Phänomen ist dabei die rasante Verbreitung optischer Zeichenhilfen, die, wie die 1807 von William Wollaston entwickelte Camera Lucida, auf der Prismenoptik beruhten und sich als ideale Metaphern der neuen Sehweise anbieten.
About the author
Erna Fiorentini; Promotion in Geochemie und Klassischer Archäologie 1990 in Bonn; Promotion in Kunstgeschichte 1998 in Bonn; wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin; z. Zt. Visiting Scholar am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin; zahlreiche Veröffentlichungen.