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Wie der Mond auf die Welt gekommen ist, hat Lydia Cabrera als Kind von ihrer schwarzen Tata erfahren, als junge Frau hat sie es in Paris zusammen mit vielen anderen wundersamen Geschichten einer kranken Freundin wiedererzählt und aufgeschrieben. Damit wurde ein Erzählstoff zur Literatur, in dem sich nicht nur die karibische Welt mit ihren vital gemischten Kulturen wiedererkannte. Tropische Lebensfreude strömt dem europäischen Leser daraus entgegen, aber auch märchenhaft Vertrautes aus einem Reich, in dem die Grenzen zwischen Menschen- und Tierwelt aufgehoben sind und die Lust an List und Tücke, an Verzauberung und Verführung regiert und das Grauen Hand in Hand mit dem Komischen auftritt.
Der Zauber ist jedoch ganz im karibischen Alltag zu Hause: die Götter, Gnomen und Unken, die singenden Perlhühner und keifenden Königinnen sind eben noch über den Dorfplatz spaziert. Unberührt von jeglicher Trennung in hoch und niedrig, drastisch und poetisch, komisch und magisch, quellen die Geschichten vor Erzähllust über. Gleichzeitig spürt man den leichten, spöttischen Tonfall der jungen Frau, die hinter der Maske volkstümlichen Erzählens gerade auch die Männer an ihren empfindlichsten Nasen zupft.
Süßer, angstvoller Ehebruch, Faulheit, die zum Himmel stinkt, Völlerei und Schadenfreude - nichts Menschliches ist diesen schwarzkubanischen Geschichten fremd. Und was das Schönste ist: Sie sind unbekümmert amoralisch, um Erhebung und Belehrung scheren sie sich einen Teufel.
About the author
Guillermo Cabrera Infante wurde 1929 in Gibara, Kuba, geboren. Mit 12 Jahren kam er nach Havanna und nach einem kurzen Studium an der Escuela de Periodismo, der Journalistenschule, arbeitete er als Journalist. Er war Mitgründer der Cinemateca de Cuba und leitete diese von 1951 bis 1956. Ab 1954 schrieb er, unter dem Pseudonym "G. Caín", Filmkritiken für die Wochenzeitschrift Carteles. Er kämpfte gegen das diktatorische Regime Batistas, und seine Eltern waren Mitgründer der kubanischen Kommunistischen Partei. Nach der kubanischen Revolution war er einige Jahre Direktor des nationalen Filminstituts und Chefredakteur der Literaturbeilage Lunes de Revolución, die 1962 eingestellt wurde. Guillermo Cabrera Infante wurde im gleichen Jahr zum Kulturattaché der kubanischen Botschaft in Belgien ernannt. 1965 legte er sein Amt nieder und ging ins freigewählte Exil. Der Autor brach damals, noch vor dem berühmten Padilla-Fall, mit dem Regime Fidel Castros, das die Intellektuellen auf Kuba immer stärker verfolgte und zensierte.
Seit 1967 lebte Cabrera Infante in London.
Der Autor wurde mit seinem Roman Tres tristes tigres, 1967, (dt. Drei traurige Tiger, 1987) bekannt, der den Preis Biblioteca Breve in Spanien 1964 gewann. Dieser Roman gilt als eines der Hauptwerke der lateinamerikanischen Literatur. Zu den bedeutenden Werken Cabrera Infantes gehören außerdem: Holy smoke (dt. Rauchzeichen, 1990), Vista del amanecer en el trópico (dt. Ansicht der Tropen im Morgengrauen, 1995), Así en la paz como en la guerra (dt. Wie im Kriege also auch im Frieden, 1996), La Habana para un Infante difunto und Cine o sardina (dt. Nichts als Kino, 2001), eine mitunter giftige Liebeserklärung an das Kino.
1997 erhielt Guillermo Cabrera Infante den renommierten Premio Cervantes.
Guillermo Cabrera Infante starb am 21. Februar 2005 in London.