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"Wie nun? Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst." Dieser Text aus den "Spuren" steht als Motto über Blochs Gesamtwerk, er ist auch das Thema der "Spuren". Es sind Spuren, die hinführen zu Sinn und Deutung des Daseins, "im Erzählen merkend, im Merken das Erzählte meinend".
Es sind Spuren, die auch von der Geschichte der eigenen Jugend Blochs berichten. Diese Parabeln, die zu den Glücksfällen deutschen Denkens und deutscher Prosa gehören, sind heute so fabelhaft und wahr wie vor 70 Jahren, als sie gesammelt, gedacht und geschrieben wurden.
About the author
Ernst Bloch, geboren am 8.07.1885 in Ludwigshafen, studierte neben Philosophie auch Germanistik, Musik und Physik. Zunächst arbeitete er als Privatlehrer und Publizist. 1915 protestierte er gegen die deutsche Politik im Ersten Weltkrieg. Von 1917 bis 1919 ging er aus pazifistischer Überzeugung ins Exil in die Schweiz. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er Mitglied der KPD. Er arbeitete als Publizist und sprach sich gegen die NSDAP aus. Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, 1933, wurde Bloch ausgebürgert. Er emigrierte in die Schweiz, 1938 in die USA, wo er an seinem dreibändigen Hauptwerk 'Das Prinzip Hoffnung' arbeitete. Der Philosoph formulierte hier seine Hoffnung auf eine Welt, in der die Entfremdung des Menschen von Gesellschaft und Natur überwunden sein wird. 1948 nahm Ernst Bloch die Professur für Philosophie an der Universität Leipzig an, lehnte ein Jahr später den Ruf der Universität Frankfurt am Main ab. Von 1953 bis 1956 war er Herausgeber der 'Deutschen Zeitschrift für Philosophie'. Bloch äußerte sich hier kritisch über die SED. 1957 wurde er wegen seiner offenen Kritik an der doktrinären Erstarrung des Marxismus in der DDR und der Niederschlagung des Ungarnaufstands zwangsemeritiert. Während einer Vortragsreise in der BRD wurde Bloch 1961 mit seiner Frau vom Mauerbau überrascht. Das Ehepaar entschied sich, nicht in die DDR zurückzukehren. Er nahm die Professur für Philosophie an der Universität Tübingen an. Ab 1966 protestierte Bloch öffentlich gegen die amerikanische Intervention in Vietnam und wurde zu einer Leitfigur der Studentenbewegung. 1967 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Am 4. August 1977 starb Ernst Bloch in Tübingen.
Report
"Dann freilich ist man in jenem ureigensten Bereich, den Ernst Bloch mit dem Titel "Spuren" philosophisch von jeher einzukreisen suchte. Er musste sich für sein Fragen und Erzählen eine eigene - weit geöffnete - Form erst erschaffen. Das hat er getan. Darin vor allem sollte man, in der deutschen Literatur unseres Jahrhunderts, das wichtigste Merkmal von Ernst Blochs poetischer Sendung erblicken. Der Denker Ernst Bloch ist gleichsam der umgekehrte Voltaire. Seine Geschichten sind selbst die Philosophie, statt sie paradigmatisch zu demonstrieren. Die Erzählform ist bereits der Inhalt. Mehr als ein Stutzen und Überdenken ist jeweils der Geschichte nicht abzugewinnen. Eben dies aber ist die Philosophie davon." (Hans Mayer über die 'Spuren')