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Jedem Neuanfang wohnt auch eine Chance inne - die Chance zur Erneuerung, Verbesserung und Modernisierung. Die deutsche Schifffahrtsbranche hat diese Chance genutzt, auch wenn es ihr zunächst notgedrungen nur um das nackte Überleben ging. Nach dem Krieg war die deutsche Handelsflotte quasi total zerstört bzw. als Reparationszahlung an die Alliierten gegangen. Dennoch gingen alle Beteiligten mit Tatkraft und Mut an die Arbeit, um den Wiederaufbau zu bewältigen. Dabei kamen ihnen weitsichtige deutsche Politiker und einsichtige alliierte Wirtschaftsfachleute gleichermaßen entgegen. Sie erkannten, dass das geschlagene Deutschland als rohstoffarmes Land ohne eine leistungsfähige Außenhandelswirtschaft und ohne eine funktionierende Seeschifffahrt nicht überlebensfähig war.
Dies führte zu Lockerungen der Fahrt- und Baubeschränkungen, in deren Folge der Bestand der deutschen Handelsflotte langsam aber stetig wuchs. Mit dem Washingtoner Abkommen vom April 1949 kamen das langsame Ende der den Deutschen von den Alliierten zugestandenen "Süßwasserflotte" und der Aufbruch zu neuen Ufern. Kurz darauf fielen die letzten Fahrtgebietbeschränkungen und die deutsche Handelsflotte verfügte bald schon wieder über 1.258 Seeschiffe mit einer Tonnage von 355.500 BRT. Jedes Jahr lieferten die deutschen Werften über 100 Seeschiffe an deutsche Reedereien ab. Weitere Abkommen eröffneten den Reedern weitere Möglichkeiten zur Vergrößerung und Modernisierung ihrer Flotten. 1955 bestand die deutsche Handelsflotte schon wieder aus mehr als 2.000 Seeschiffen mit einer Gesamttonnage von 2,3 Millionen BRT. Das alte Vorkriegsnetz der deutschen Linienschifffahrt war wieder geknüpft und umspannte nunmehr den ganzen Erdball. Mit dem Aufrücken der Bundesrepublik Deutschland in die Mitte der wichtigsten Schifffahrtsländer der Welt endete die Phase des Wiederaufbaus, die zehn Jahre zuvor so ohne jede Hoffnung begonnen hatte.
In diesem Buch wird die Hamburger Schifffahrt dieser Zeit abgebildet. Für geschichtsbewusste Hamburgliebhaber und Schifffahrtsinteressierte Leser gleichermaßen interessant.