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Das römisch-deutsche Reich, das seit dem hohen Mittelalter als Heiliges Römisches Reich bezeichnet wird, galt bereits im Mittelalter als das Reich schlechthin. Nicht nur durch seine Verbindung mit dem Kaiserreich, sondern auch durch die Rolle, die ihm in der christlichen Weltordnung zugewiesen war, unterschied es sich grundsätzlich von allen anderen abendländischen Reichsbildungen. Mit der Kaiserkrönung Karls des Großen 800 gewann das Abendland ein eigenes, eng mit Rom und dem Papsttum verbundenes Kaisertum und emanzipierte sich damit vom griechisch-orthodox geprägten byzantinischen Kaisertum. Die Wiederherstellung des abendländischen Kaisertums durch Otto des Großen 962 führte zu einer dauerhaften Verknüpfung der römischen Kaiserwürde mit dem deutschen Königtum. Das Werk definiert die Begriffe Reich und Kaisertum unter politischen, rechtlichen, verfassungs- und ideengeschichtlichen Aspekten.
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Hans K. Schulze ist Professor für Geschichte des Mittelalters und Vorsitzender der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt.
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Das römisch-deutsche Reich, das seit der Stauferzeit den Titel 'Heilige
Römisches Reich' führt, galt im Mittelalter als das Reich schlechthin.
Durch die Verbindung mit dem Kaisertum und die Rolle, die ihm in der christlichen
Weltordnung zugeschrieben wurde, unterschied es sich fundamental von allen
anderen abendländischen Reichsbildungen. Mit der Kaiserkrönung Karls des
Großen im Jahre 800 gewann das Abendland eine eigene, eng mit Rom und dem
Papsttum verbundene Kaiserwürde und emanzipierte sich gleichsam vom byzantinischen
Kaisertum. Die Spaltung Europas in den griechisch -orthodoxen Osten und
den lateinisch-katholischen Westen zeichnete sich ab. Die Wiederherstellung
des westlichen Kaisertums 962 durch Otto den Großen war ein für die deutsche
und europäische Geschichte folgenreicher Akt; denn die Kaiserwürde wurde
bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches an das deutsche Königtum gebunden.