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Georges-Arthur Goldschmidt, aufmerksamer Sprachmensch und sensibler Kenner des Französischen und des Deutschen, geht den Möglichkeiten und Beschränkungen des Sagbaren und der Übersetzbarkeit in beiden Sprachen nach. Im Anschluss an seine berühmt gewordene Studie "Als Freud das Meer sah", setzt Goldschmidt seine Analyse der deutschen Sprache vor dem Hintergrund der Psychoanalyse fort. Am Beispiel Freuds liefert er uns manch verblüffende Einsicht in die Eigentümlichkeit der deutschen Sprache.
About the author
Georges-Arthur Goldschmidt, geb. 1928 in Reinbek bei Hamburg. Seit seiner Flucht aus Deutschland 1938 lebt er in Paris. Er schreibt in deutscher und französischer Sprache und übersetzte eine Vielzahl von Werken deutschsprachiger Autoren ins Französische, darunter Goethe, Nietzsche, Benjamin und Peter Handke. Goldschmidt ist Mitarbeiter verschiedener Feuilletons in Frankreich und Deutschland.§Für seine Gedichte, Erzählung und Romane wurde er unter anderem mit dem Geschwister-Scholl-Preis, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Ludwig-Börne-Preis und der Goethe-Medaille ausgezeichnet. 2005 erhielt er den Joseph-Breitbach-Preis und 2007 wurde er mit dem Übersetzerpreis der Kulturstiftung Erlangen für sein übersetzerisches Gesamtwerk ausgezeichnet.
Summary
Als Fortsetzung seiner berühmt gewordenen Studie »Als Freud das Meer sah«, die mehrere Auflagen erlebt und dem Autor zahlreiche renommierte Preise eingetragen hat (zuletzt: Joseph-Breitbach Preis 2005), setzt Goldschmidt seine Analyse der deutschen Sprache vor dem Hintergrund der Psychoanalyse fort. Orientierte sich Freud an der grammatikalischen Struktur der deutschen Sprache, die die eigentliche Information immer an den Schluss der Sätze stellt, ganz im Gegensatz zum Französischen, wo Subjekt und Verb am Anfang eines Satzes die Aussage bestimmen? Eine Sprache entfernt sich nicht von ihrem Gebrauch. Freud hat seine Methode am Vorabend der aufziehenden Nazi-Barbarei entwickelt, eine Barbarei, die alles daran gesetzt hat, wie die Geschichte zeigt, zuallererst die Sprache zu beschmutzen und zu zerstören. Goldschmidt geht diesem Phänomen nach und analysiert das Einhergehen von Sprachreinigung und Sprachzerstörung. Er sieht in der deutschen Sprache die ‚Grundsprache’, die von keiner anderen Sprache massgeblich beeinflusst worden ist, die durchsichtig davon spricht, was dem Benutzer in dringlicher Wirklichkeit vor Augen steht. Die beiden Sprachen, Französisch und Deutsch, werden per definitionem einander so gegenüber gestellt: das Deutsche ist urwüchsig, dinghaft, kindlich-obszön, das Französische durch luzide Rationalität geprägt, theoriegeeignet, geschmeidig, erwachsen.