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Das vorliegende Buch erzählt die Geschichte eines ganz besonderen Dorfes. Bol'S?oj Kunalej liegt im südöstlichen Sibirien, unweit der mongolischen Grenze. Gegründet von Altgläubigen, einer russisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft ausserhalb der Staatskirche, wuchs es rasch und zählte um 1900 bereits 5000 Einwohner, mehr als eine russische Kleinstadt. Die Religion bestimmte das Leben und führte zur Abgrenzung gegenüber der Aussenwelt. Dennoch wurde auch es vom Strudel der Ereignisse erfasst, die das Russische Reich nach 1914 auf den Kopf stellten. Der Erste Weltkrieg, Februar- und Oktoberrevolution 1917, die Besetzung durch den Kosakenatamanen Semjonov und schliesslich die Machtübernahme der Bolschewiki schufen grundsätzlich neue Bedingungen. Wie wirkten sich diese auf die Verwaltung, Wirtschaftsweise und religiöse Praxis der Bewohner aus? Die Autorin beantwortet diese Frage mit einer Fülle noch kaum bekannter Archivmaterialien und Tonbandinterviews. Es entsteht das Bild einer Dorfgesellschaft in einer Zeit des Umbruchs, aus altgläubiger Sicht einer Zeit der 'Apokalypse'.
List of contents
1. Einleitung1.1. Fragestellung und Methode1.2. Quellen1.3. Forschungslage 1.4. Gliederung1.5. Wiedergabe kyrillischer Buchstaben1.6. Dank2. Wurzeln altgläubiger Identität2.1. Glaubensspaltung2.2. Dorfgründung2.3. Fleiss und Anpassungsfähigkeit2.4. Dialekt und Brauchtum3. Dorfstruktur vor dem Ersten Weltkrieg3.1. Die Dorfverwaltung3.2. Die Dorfwirtschaft3.3. Glaubensleben4. Kriegsjahre (1914-1921)4.1. Der 'Deutsche' Krieg4.2. Revolutionen4.3. Dorfverwaltung unter Semenov4.4. Das Ende des Bürgerkriegs4.5. Aufbau sowjetischer Strukturen in der 'Fernöstlichen Republik'4.6. Fazit: Das Dorf 1914-19235. Bol'soj Kunalej während der Neuen Ökonomischen Politik (1923-1928)5.1. Die Dorfpartei5.2. Dorfverwaltung5.3. Religion und 'Aufklärung'5.4. Wirtschaft5.5. Fazit der 1920er Jahre: Das Ende der Neuen Ökonomischen Politik6. Die 'grosse Wende' 1929/306.1. Getreidebeschaffung6.2. Stufenweiser Übergang zur 'sozialistischen Landwirtschaft'6.3. Der Kampf gegen die Religion7. Schlussfolgerungen und Ausblick8. Anhang8.1. Anzahl Bewohner und Höfe in Bol'soj Kunalej8.2. Glossar
Summary
Das vorliegende Buch erzählt die Geschichte eines ganz besonderen Dorfes. Bol’S?oj Kunalej liegt im südöstlichen Sibirien, unweit der mongolischen Grenze. Gegründet von Altgläubigen, einer russisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft ausserhalb der Staatskirche, wuchs es rasch und zählte um 1900 bereits 5000 Einwohner, mehr als eine russische Kleinstadt. Die Religion bestimmte das Leben und führte zur Abgrenzung gegenüber der Aussenwelt. Dennoch wurde auch es vom Strudel der Ereignisse erfasst, die das Russische Reich nach 1914 auf den Kopf stellten. Der Erste Weltkrieg, Februar- und Oktoberrevolution 1917, die Besetzung durch den Kosakenatamanen Semjonov und schliesslich die Machtübernahme der Bolschewiki schufen grundsätzlich neue Bedingungen. Wie wirkten sich diese auf die Verwaltung, Wirtschaftsweise und religiöse Praxis der Bewohner aus? Die Autorin beantwortet diese Frage mit einer Fülle noch kaum bekannter Archivmaterialien und Tonbandinterviews. Es entsteht das Bild einer Dorfgesellschaft in einer Zeit des Umbruchs, aus altgläubiger Sicht einer Zeit der 'Apokalypse'.