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In seiner pointierten Deutung höchst klassischer Kulturgüter geht es Slavoj Zizek um die Entlarvung der Ideologie selbst an Orten, an denen man sie bisher nicht vermutet hatte. Mit scharfem Witz und dem rechten Gespür für das Paradox zielt er immer auf das aktuell Politische, das sich am klarsten in den Werken der Kunst und der Massenkultur zeigt. Diese muß man verstehen, will man die Kämpfe der Gegenwart analysieren.
Zizek will mit diesem Buch eine regelrechte lacanianische Paranoia anzetteln: Die Leserinnen und Leser sollen dazu gebracht werden, sich mit beliebigen Werken ihrer Wahl zu befassen und mit einem Mal überall Lacan'sche Motive zu erkennen - von Mozart bis Richard Wagner, von Shakespeare bis Kafka. Dies ist kein Buch über Lacan - und doch ist er abwesend anwesend, wie ein stiller Teilhaber, dessen Spuren sich vor allem dort zeigen, wo er nicht zu sehen ist.
Und zugleich ist dieses Buch wirklich eines über die Phänomene der Stimme und des Blicks in Oper und Literatur. Es schließt klassische Texte für eine aktuelle politische wie theoretische Lesart neu auf. So legt Slavoj Zizek mit Hilfe der Dramen Shakespeares die Struktur der Melancholie frei und zeigt die verborgenen Funktionsmechanismen der Macht. Oder er zeigt anhand von Kafkas »Brief an den Vater« die erdrückenden Dominanz des Namens-des-Vaters und erläutert an Mozarts »Così fan tutte« die illusionslose Logik der Liebe. An Mozart demonstriert er die Wirkung des Glaubens und wie es gelingen kann, mit Hilfe eines Rituals und seiner Ausführung die eigenen Überzeugungen zu transformieren. An Wagners Werk schließlich zeigt er die Dimension des Selbstopfers in ihrem Zusammenhang mit der Vorstellung reiner Liebe - nicht zuletzt, um den politischen Gehalt des »Rings der Nibelungen« in den Blick nehmen zu können.
About the author
Slavoj Zizek, geb. am 21. März 1949 in Ljubljana, Slowenien, wuchs auch dort auf. Er studierte Philosophie und Soziologie an der Universität in Ljubljana und Psychoanalyse an der Universität Paris VIII. Seit den achtziger Jahren hat er zahlreiche Gastprofessuren im Ausland inne, unter anderem an der Tulane University, New Orleans (1993), der Cardozo Law School, New York (1994), der Columbia University, New York (1995), in Princeton (1996) und an der New School for Social Research, New York (1997). Von 2000-02 leitete er eine Forschungsgruppe am kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Er war jahrelanger Herausgeber der Zeitschrift der slowenischen Lacan-Schule 'Wo Es war' und setzte sich unter anderem mit der Philosophie des Deutschen Idealismus, mit Hegel und mit Karl Marx auseinander, sowie mit zeitgenössischen Denkansätzen aus dem Bereich des Poststrukturalismus, der Medientheorie, des Feminismus und der Cultural Studies. Seine erste englischsprachige Buchveröffentlichung 'The Sublime Object of Ideology' erschien 1989. Zizek bemühte sich zunächst um eine lacanianische Lesart der Philosophie, der Populärkultur und in den letzten Jahren zunehmend der Politischen Theorie.