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Ernst-Wilhelm Händler kann Geschichten erzählen. In "Stadt mit Häusern", seiner ersten Buchveröffentlichung, zieht der Autor sämtliche Register: In elf Geschichten werden elf verschiedene erzählerische Möglichkeiten geboten. Verschiedene Töne und Klangbilder entsprechen unterschiedlichen Beschreibungen von Situationen und Kontexten. Denn, so Händler: "Beschreibungen sind Werkzeuge für besondere Verwendungen." Jede Geschichte fordert ihren ureigenen Erzähler, hat ihre Stimme, ihren Hallraum. Jeder Text erzählt von einer anderen, einer konkreten Welt.
Dem Leser begegnen: der Prokurist Peter Simon, der Rechtsanwalt Wolfgang Messerschmitt, Koby und Welka, eine Prostituierte, die einmal ein Mann war, ein angehender Philosophieprofessor, eine Kranke in ihrem Gitterbett, Max, das rätselhafte Cyber-Wesen, und andere.
Was können wir wissen und erkennen? Und wo sind die Sicherheiten, die Grenzen unseres Wissens und Erkennens? Es entsteht eine Ahnung von Wirklichkeit und von deren "Management", eine Ahnung von der Möglichkeit ihrer Darstellung. Es entsteht eine Grammatik der vollkommenen Klarheit.
About the author
Ernst-Wilhelm Händler, 1953 geboren, lebt in Regensburg und München. Er ist Autor diverser Romane sowie eines Erzählungsbandes. 1999 erhielt Händler den Erik-Reger-Preis des Landes Rheinland-Pfalz und 2006 den Hans-Erich-Nossack-Preis.
Summary
»Stadt mit Häusern« ist eine Geschichte aus elf Geschichten, die jede von einer anderen konkreten Welt erzählt. Sie beginnt mit dem Rechtsanwalt, der sich auf seine Weise am Aufschwung Ost beteiligt, und seiner Begegnung mit einer Literatur, die genau dort entsteht, wo er sein Geld verdient. Die Geschichte führt zu Koby und Welka, den Kindern einer Morgenthauwelt, und zu den Phantasien eines geschassten Prokuristen, der nach fünfunddreißig Jahren Dienst für eine Familienfirma einer Kabale der Eigentümer zum Opfer fällt.
Dem Leser begegnen eine Pächtertochter in einem engen oberösterreichischen Tal, ein Philosoph, dessen private Gedankenproduktion im größten Gegensatz zu seiner akademischen stehen muss, und die Prostituierte im Auto, die ein Mann war. Es treten weiter auf: eine Verfasserin einer Dissertation über die Allgemeine Gleichgewichtstheorie, die ihre Arbeit nicht zu Ende führen kann, die Bewahrerin eines außergewöhnlichen erotischen Tagebuches und eine Frau, die die Vergangenheiten der anderen Frauen als ihre annimmt, weil sie keine eigene will. Die Geschichte macht einen Sprung in eine ferne Zukunft, in der es keine Individuen mehr gibt, sondern sich zu beliebigen Konfigurationen vereinigende Bewusstseinseinheiten, die von der Körperlichkeit des Cyberwesens Max und den Ergebnissen seiner Erkundungsfahrten bedroht werden. Die Geschichte kehrt zurück zu einer Alten, die ihres letzten verbliebenen Trostes beraubt wird, als sie das Foto ihres verstorbenen Mannes aus dem Kalender der örtlichen Karnevalsgesellschaft getilgt sieht.