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Obwohl es unmöglich ist, alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Kärnten zu erfassen, soll der Versuch unternommen werden, die Namen und Daten aller Naziopfer zugänglich zu machen. Diese provisorische Liste - die etwa 1800 Namen umfasst - ist erweiterbar; es wurde versucht, nur die tatsächlich nachweisbaren Todesopfer aufzulisten; fragliche Fälle wurden ausgeklammert. Die Opfer wurden in Gruppen (Slowenen - Juden - Zeugen Jehovas - Roma und Sinti - Bezirk Villach - Katholische Kirche - Sozialisten u. Euthanasieopfer) zusammengefasst; Überschneidungen werden deutlich gemacht. Da vom Land Kärnten noch nie ein derartiger Versuch unternommen wurde, versuchen die Herausgeber und Bearbeiter diese Lücke mit einem Provisorium zu füllen. Auch in den Archiven und Datenbanken der KZs Mauthausen, Dachau, Ravensbrück, Auschwitz, Begunje usw. soll nach Namen aus Kärnten geforscht werden. Wo es möglich war, wurde auch eine Kurzbiographie des Opfers erstellt; diese Biografien werden im 2. Teil in alphabetischer Reihenfolge publiziert. Es wurden nur eindeutige Opfer dokumentiert; zweifelhafte Fälle wurden weggelassen. Es versteht sich von selbst, dass es sich hierbei um eine "provisorische Liste" handelt, die ergänzt werden kann, vermutlich aber niemals vollständig sein können wird. Ein Novum ist der Versuch, auch die Opfer der NS in den 1941 "befreiten" Gebiete in Oberkrain und im Mießtal, die an Kärnten angegliedert wurden und Opfer aus der 1943 dem Kärntner Gauleiter Rainer unterstellten Gebiete "Adriatisches Küstenland" zu erfassen und somit zu dokumentieren, wie der NS in die Nachbarregionen "hineinwirkte". Auch die Opfer unter den Kärntner Angehörigen der slowenischen Minderheit und der Partisanen sollen dokumentiert werden. Nicht unerwähnt sollen auch die zahlreichen getöteten Ausländer und Zwangsarbeiter bleiben, wie etwa über 6000 Russen, die im Arbeitslager Spittal zu Tode kamen und die die zahlenmäßig größte Opfergruppe bilden oder auch die Toten im KZ Loibl. Die Biografien der Opfer sollen einen Einblick in die Mentalität der Opfer und ihres Umfeldes ermöglichen. Auch Opfer, die im KZ waren, dies aber überlebt haben und später an den Folgen ihrer Haft gestorben sind, sollen in das Verzeichnis aufgenommen werden.
About the author
Wilhelm Baum, geboren 1948, ist Historiker, Theologe und Philosoph. Seine Bücher wurden ins Englische, Spanische, Italienische und Slowenische übersetzt. Der Autor lebt in Klagenfurt.
Peter Gstettner, geb. 1945; seit 1981 Professor für Erziehungswissenschaft an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec, Abteilung für Interkulturelle Bildung. Arbeitsschwerpunkte: Bildungswesen ethnischer Minderheiten, Pädagogik der NS-Zeit, Gedenkstättenpädagogik, Erinnerungsarbeit, insbes. Mauthausen Nebenlager in Kärnten.