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Dieser Roman ist ein singuläres Meisterwerk - und es ist zweifellos ein hochprozentiger Text der Weltliteratur. Seit 1978 hat sich die absurde Schilderung einer Sauftour, die innerhalb der russischen Literatur ihresgleichen sucht, vom Geheimtip zum Dauerseller gewandelt.
About the author
Wenedikt Jerofejew geboren 1938 in Kirowsk, mußte sich lange Zeit seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten verdienen. Mit seinem 1969 entstandenen Meisterwerk "Die Reise nach Petuschki" erlangte er Weltruhm. Wenedikt Jerofejew starb am 11. Mai 1990 in Moskau.
Summary
Dieser Roman ist ein singuläres Meisterwerk - und es ist zweifellos ein hochprozentiger Text der Weltliteratur. Seit 1978 hat sich die absurde Schilderung einer Sauftour, die innerhalb der russischen Literatur ihresgleichen sucht, vom Geheimtip zum Dauerseller gewandelt.
Additional text
Das Handlungsgerüst bildet ein Tag im Leben des mit dem Autor namensgleichen Alkoholikers und Ich-Erzählers "Wenja" (Wenedikt) Jerofejew. Er besteigt am Morgen in Moskau den Zug in das ca. 120 km entfernte Petuschki, um seine Geliebte zu treffen. Der Zielort wird von dem erwartungsfrohen Helden zu einem Paradies auf Erden idealisiert, in deutlichem Kontrast zum düsteren Moskau. Im Verlauf der Zugfahrt betrinkt sich Wenja haltlos. Unter dem Einfluss des Alkohols schildert der Erzähler seine immer surrealistischer werdenden Gedanken, die sich teilweise mit der Realität vermischen. So erscheinen ihm monströse Fabelwesen und apokalyptische Dunkelheit senkt sich herab, während der Zug unversehens nach Moskau zurückfährt. Am Ausgangspunkt seiner Reise angekommen, wird der mittlerweile Orientierungslose von vier düsteren Gestalten überfallen, misshandelt und ermordet. Am Schluss lässt der Autor deutliche Parallelen zum Leiden und Sterben Christi anklingen. Die teils pathetischen, teils vulgären, durchweg aber poetischen Trinkermonologe seines Helden sind für Jerofejew ein Mittel zur radikalen Kritik des Sowjetsystems. Indem er seinen heruntergekommenen Erzähler die typischen Parteiparolen und ideologischen Satzhülsen in den Mund legt, erziehlt der Autor einen grotesk-parodistischen Effekt. Zugleich wird die Illusion eines kommenden kommunistischen Paradieses - eine der symbolischen Bedeutungen des "unerreichbaren", in der Realität aber trostlosen Petuschki - ad absurdum geführt.
Report
»Vergnüglich« Welt am Sonntag 20200628