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Waren die Deutschen in ihren Kolonialkriegen besonders gewalttätig? Ist bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Völkermord bewusst als militärische Mittel eingeplant worden? In ihrer großen empirischen Untersuchung zum Boxerkrieg in China 1900/01, dem Herero- und Namakrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904-07 sowie dem Majimajikrieg 1905-08 in Deutsch-Ostafrika zeigt die Autorin, dass Form und Ausmaß der Gewalt in jenen Kriegen aus der Situation vor Ort erwachsen sind. Es entwickelte sich jeweils eine eigene, nicht vorhersehbare Dynamik. Damit liefert sie einen eigenständigen Beitrag zur Genozid-Forschung.
About the author
Susanne Kuß: Jahrgang 1965; 1984-91 Studium der Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Freiburg und Berlin; 1992-94 Mitarbeiterin am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin; 1994-2008 in verschiedenen Positionen am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig; 1998 Promotion. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Kolonialgeschichte und zur deutsch-chinesischen Geschichte.
Summary
Waren die Deutschen in ihren Kolonialkriegen besonders gewalttätig? Ist bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Völkermord bewusst als militärische Mittel eingeplant worden? In ihrer großen empirischen Untersuchung zum Boxerkrieg in China 1900/01, dem Herero- und Namakrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904-07 sowie dem Majimajikrieg 1905-08 in Deutsch-Ostafrika zeigt die Autorin, dass Form und Ausmaß der Gewalt in jenen Kriegen aus der Situation vor Ort erwachsen sind. Es entwickelte sich jeweils eine eigene, nicht vorhersehbare Dynamik. Damit liefert sie einen eigenständigen Beitrag zur Genozid-Forschung.
Report
Im Gesamten ist das Buch von Susanne Kuß eine hervorragend recherchierte und gut in den wissenschaftlichen Diskurs eingebettete Untersuchung zur Gewalt in der deutschen Kolonialgeschichte. Eine umfassende vergleichende Studie zu den kolonialen Kriegen war besonders angesichts der hitzig geführten Debatte um Kontinuitäten zwischen Kolonialismus und Nationalsozialismus sicherlich wünschenswert. Susanne Kuß nimmt diese Debatte auf und gibt mit ihrem Konzept des Kriegsschauplatzes wichtige Denkanstöße. Durch ihre reichhaltige Quellenarbeit eröffnet ihr Werk den Zugang zu wichtigen Einflussfaktoren der Kriegsführung. Gerade im Bezug auf die aktuellen Mandate der Bundeswehr gibt Susanne Kuß ihren Thesen eine Aktualität, die für mögliche Gewalteskalationen in "out-of-area"-Einsätzen bedacht werden sollten. Arne Elias, H-Soz-u-Kult Nicht im Mindesten werden in der Studie extreme Gewalt, Massaker und Vernichtungspolitik relativiert. Nur wird die Komplexität der vielen deutschen und europäischen Kolonialgeschichten eindrucksvoll vor Augen geführt. An den Anregungen dieses Buches sollte die Debatte über den deutschen Kolonialismus nicht vorbeigehen. Winfried Speitkamp, Historische Zeitschrift