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Der Wahn und die Träume in W. Jensens 'Gradiva' - Mit dem Text der Erzählung von Wilhelm Jensen und Sigmund Freuds Randbemerkungen

German · Paperback / Softback

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Freud war früh davon überzeugt, daß die Dichter in der Kenntnis des Seelenlebens "uns Alltagsmenschen weit voraus" seien, "weil sie da aus Quellen schöpfen, welche wir noch nicht für die Wissenschaft erschlossen haben". Fast von Anfang an hat sich diese Überzeugung in seinem Werk Geltung verschafft, zuerst in der "Traumdeutung" in den Ausführungen über "König Ödipus" und "Hamlet". Die Untersuchung von Wilhelm Jensens "Gradiva", einer, wie Freud später einräumte, "an sich nicht besonders wertvollen Novelle", ist jedoch sein erstes umfangreicheres Werk über einen literarischen Text, so gesehen der glockenhelle Auftakt aller psychoanalytischen Literaturinterpretation und Lite-raturtheorie. Als C. G. Jung seine Lektürebegeisterung brieflich zum Ausdruck brachte, antwortete ihm der Autor am 26. Mai 1907: "Ich wußte diesmal, daß die kleine Arbeit Lob verdient; sie ist in sonnigen Tagen entstanden und hatte mir selbst so viel Freude gemacht."
Freud wendet hier vor allem die in der "Traumdeutung" dargelegten Erkenntnisse über die Gesetze der Traumbildung sowie seine neurosentheoretischen Auffassungen auf eine Novelle an, die in der Seele ihres Helden ein eigentümliches Changieren zwischen Traum, Phantasie und Wahn beschreibt. Angezogen fühlte Freud sich offensichtlich besonders von der pompejanischen Landschaft, in der Jensen die Handlung spielen läßt; er war fasziniert von der Analogie zwischen dem historischen Schicksal Pompejis, seiner Verschüttung und späteren Ausgra-bung, und den Phänomenen, mit denen er sich befaßte, der Verschüttung psy-chischer Inhalte durch Verdrängung und deren Wiederentdeckung im Vollzug psychoanalytischer Arbeit: Psychoanalyse als Archäologie der Seele.
In der vorliegenden Ausgabe ist nicht nur der Text von Jensens Novelle mitab-gedruckt. Wiedergegeben sind auch die Anstreichungen und Marginalien, die Freud in sein heute im Londoner Freud-Museum aufbewahrtes Arbeitsexemplar eingetragen hat - ein Novum, das, wie Bernd Urban in seiner Einleitung zeigt, einen Einblick in das erste Stadium des kreativen Prozesses eröffnet.

About the author

Sigmund Freud wurde 1856 in Freiberg (Mähren) geboren. Nach dem Studium der Medizin wandte er sich während eines Studienaufenthalts in Paris, unter dem Einfluss J.-M. Charcots, der Psychopathologie zu. Anschließend beschäftigte er sich in der Privatpraxis mit Hysterie und anderen Neurosenformen. Er begründete die Psychoanalyse und entwickelte sie fort als eigene Behandlungs- und Forschungsmethode sowie als allgemeine, auch die Phänomene des normalen Seelenlebens umfassende Psychologie. 1938 emigrierte Freud nach London, wo er 1939 starb.

Bernd Urban ist Steuerberater, vereidigter Buchprüfer und Sachverständiger auf dem Gebiet des betrieblichen Rechnungswesens mit eigener Kanzlei. Daneben ist er als Dozent und Autor tätig.

Summary

Freud war früh davon überzeugt, daß die Dichter in der Kenntnis des Seelenlebens »uns Alltagsmenschen weit voraus« seien, »weil sie da aus Quellen schöpfen, welche wir noch nicht für die Wissenschaft erschlossen haben«. Fast von Anfang an hat sich diese Überzeugung in seinem Werk Geltung verschafft, zuerst in der ›Traumdeutung‹ in den Ausführungen über ›König Ödipus‹ und ›Hamlet‹. Die Untersuchung von Wilhelm Jensens ›Gradiva‹, einer, wie Freud später einräumte, »an sich nicht besonders wertvollen Novelle«, ist jedoch sein erstes umfangreicheres Werk über einen literarischen Text, so gesehen der glockenhelle Auftakt aller psychoanalytischen Literaturinterpretation und Lite-raturtheorie. Als C. G. Jung seine Lektürebegeisterung brieflich zum Ausdruck brachte, antwortete ihm der Autor am 26. Mai 1907: »Ich wußte diesmal, daß die kleine Arbeit Lob verdient; sie ist in sonnigen Tagen entstanden und hatte mir selbst so viel Freude gemacht.«
Freud wendet hier vor allem die in der ›Traumdeutung‹ dargelegten Erkenntnisse über die Gesetze der Traumbildung sowie seine neurosentheoretischen Auffassungen auf eine Novelle an, die in der Seele ihres Helden ein eigentümliches Changieren zwischen Traum, Phantasie und Wahn beschreibt. Angezogen fühlte Freud sich offensichtlich besonders von der pompejanischen Landschaft, in der Jensen die Handlung spielen läßt; er war fasziniert von der Analogie zwischen dem historischen Schicksal Pompejis, seiner Verschüttung und späteren Ausgra-bung, und den Phänomenen, mit denen er sich befaßte, der Verschüttung psy-chischer Inhalte durch Verdrängung und deren Wiederentdeckung im Vollzug psychoanalytischer Arbeit: Psychoanalyse als Archäologie der Seele.
In der vorliegenden Ausgabe ist nicht nur der Text von Jensens Novelle mitab-gedruckt. Wiedergegeben sind auch die Anstreichungen und Marginalien, die Freud in sein heute im Londoner Freud-Museum aufbewahrtes Arbeitsexemplar eingetragen hat - ein Novum, das, wie Bernd Urban in seiner Einleitung zeigt, einen Einblick in das erste Stadium des kreativen Prozesses eröffnet.

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