Sold out

Die Renaissance in Italien - Sozialgeschichte einer Kultur zwischen Tradition und Erfindung

German · Hardback

Description

Read more

Peter Burke untersucht nicht nur Kunst, Ökonomie und Politik, sondern das gesamte gesellschaftliche Panorama der Renaissance: Die Beziehungen zwischen der Malerei und den anderen Künsten, zwischen der Philosophie und den Wissenschaften, die Organisation künstlerischer Arbeit, Herkunft und Status

About the author

Peter Burke, 1937 in Stanmore in England geboren, hat in Oxford studiert. Sechzehn Jahre lang lehrte er an der School of European Studies der University of Sussex, bevor er 1978 nach Cambridge wechselte, wo er heute Professor für Kulturgeschichte am Emmanuel College ist. Gastdozenturen führten Burke, der international als einer der bedeutendsten Kulturhistoriker gilt, in die meisten Länder Europas sowie unter anderem nach Indien, Japan und Brasilien. Seine Bücher, in denen er sich oft der Renaissance widmet, und seine rund 200 Artikel sind in über 30 Sprachen übersetzt.

Foreword


Italien bildete um das Jahr 1420 weder gesellschaftlich noch kulturell
eine Einheit, obgleich es den Begriff »Italia« bereits
gab und obwohl auch außerhalb der Toskana einige Gebildete
Toskanisch verstanden. »Italien« - das war zunächst
nichts weiter als eine geographische Bezeichnung. Aber die Geographie
ihrerseits beeinflußt Kultur und Gesellschaft, und die geographischen
Bedingungen legten es nahe, daß sich die Italiener eher
in Handel und Gewerbe als in der Landwirtschaft betätigten.
Aufgrund der geographischen Lage Italiens innerhalb von Europa
und dank des leichten Zugangs zum Meer war es für die italienischen
Kaufleute relativ einfach, die Rolle von Vermittlern zwischen
Orient und Okzident zu übernehmen, wohingegen die Oberflächengestalt
Italiens - ein Fünftel gebirgig, drei Fünftel hügelig
- die Landwirtschaft nicht eben begünstigte. So überrascht
es nicht, daß italienische Städte - Genua, Venedig,
Florenz - während der wirtschaftlichen Umwälzungen des
13. Jahrhunderts die führende Rolle in Europa spielten und
daß nicht weniger als 23 Städte schon um das Jahr 1300
eine Einwohnerzahl von 20000 oder mehr aufwiesen. Die Stadtrepublik
war im 12. und frühen 13. Jahrhundert die vorherrschende
politische Organisationsform. Ein relativ hoher städtischer
Bevölkerungsanteil und ein hohes Maß an städtischer
Autonomie bildeten die Grundlage für die Position des gebildeten
Laien, dem im mittelalterlichen Italien eine sehr viel größere
Bedeutung zukam als im übrigen Europa. Im späten 13.
und frühen 14. Jahrhundert übernahmen in einer Reihe
von Stadtstaaten - nicht allerdings in Genua, Venedig und Florenz
- Despoten die Regierungsgewalt, und um die Mitte des 14. Jahrhunderts
wurde Italien von Absatzkrisen und der Pest schwer getroffen.
Die Tradition der gebildeten Laienschaft und die urbane Lebensweise
blieben jedoch bis ins 15. und 16. Jahrhundert erhalten. Damals
hatte Italien 9 bis 10 Millionen Einwohner, in der Mehrzahl Bauern,
die zumeist in äußerster Armut lebten und von der Renaissance
wahrscheinlich völlig unberührt blieben. Das vorliegende
Buch ist zwar eine kulturgeschichtliche Untersuchung, aber es
beschäftigt sich vor allem mit einer Minderheit der Bevölkerung,
mit den relativ Gebildeten. Auch die des Lesens und Schreibens
unkundige Mehrheit verfügte über eine Kultur, die zu
untersuchen sich wohl lohnt, sie ist aber nicht Gegenstand dieses
Buches.

Im Jahre 1860 war die Renaissance für Jacob Burckhardt noch
eine im wesentlichen moderne Epoche - eine moderne Kultur, hervorgebracht
von einer modernen Gesellschaft. In den siebziger Jahren dieses
Jahrhunderts erscheint uns die Renaissance nicht mehr modern.
Dieser Wandel ist zum Teil Ergebnis einer mehr als hundertjährigen
Erforschung der Kontinuitäten zwischen Mittelalter und Renaissance,
vor allem aber beruht er auf einer Veränderung in unserer
Auffassung der Moderne. Seit 1860 ist die klassische Tradition
verblaßt, die Tradition der gegenständlichen Kunst
ist erschüttert, und viele Agrargesellschaften sind dabei,
sich in urbane Industriegesellschaften zu verwandeln oder haben
diesen Wandel bereits vollzogen, und zwar in einem Maßstab,
der die Entfaltung der Renaissancestädte und ihrer Gewerbezweige
fast unbedeutend erscheinen läßt. Im 15. und 16. Jahrhundert
arbeiteten die meisten Italiener auf dem Land, viele konnten weder
lesen noch schreiben, und sie alle waren auf tierische und menschliche
Energiequellen angewiesen: nach heutigen Begriffen also mußte
man jenes Italien nicht »modern«, sondern »unterentwickelt«
nennen. Aus dieser veränderten Perspektive erscheint die
kulturelle Revolution der damaligen Zeit allerdings nur um so
bemerkenswerter. Und diese Perspektive rechtfertigt vielleicht
auch den Versuch, ein Buch über jenes Thema zu schreiben,
dem Burckhardt ein Meisterwerk gewidmet hat.

Der große Wirtschaftshistoriker Sir John Clapham hat einmal
geschrieben: "Von allen Spielarten der Geschichte ist die
Wirtschaftsgeschichte die fundamentalste. Nicht etwa die wichtigste:
Fundamente sind dazu da, bessere Dinge zu stützen. Vielleicht
darf man die Sozialgeschichte der Kunst in ähnlicher Weise
als den Sockel der Kunstgeschichte ansehen."

Report

"Ein Standardwerk für Renaissanceforscher und -liebhaber, und doch keine wissenschaftlich-trockene Abhandlung, sondern ein unterhaltsames, oft spannendes Buch." (art. Das Kunstmagazin)

Product details

Authors Peter Burke
Publisher Wagenbach
 
Languages German
Product format Hardback
Released 31.12.2011
 
EAN 9783803135650
ISBN 978-3-8031-3565-0
No. of pages 334
Dimensions 177 mm x 26 mm x 255 mm
Weight 205 g
Illustrations m. 94 Abb.
Subjects Non-fiction book > Art, literature > Plastic arts

Italien; Geschichte, Sozialgeschichte, Renaissance, Italien : Kultur

Customer reviews

No reviews have been written for this item yet. Write the first review and be helpful to other users when they decide on a purchase.

Write a review

Thumbs up or thumbs down? Write your own review.

For messages to CeDe.ch please use the contact form.

The input fields marked * are obligatory

By submitting this form you agree to our data privacy statement.