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»Wir setzen in unseren Briefen die 6 prosaisch-ehernen Arbeitstage in das reine Gold der Poesie um und werden vielleicht finden, daß man in sich selbst und dem, was um uns bleibt und wechselt, Interessantes genug finden kann, wenn man nur darauf zu achten sich gewöhnt.« Freud an Eduard Silberstein am 4. September 1874 Die Briefe des Gymnasiasten und Studenten Sigmund Freud an seinen Jugendfreund Eduard Silberstein sind das einzige überlieferte umfangreiche Selbstzeugnis aus den prägenden frühen Bildungsjahren des Begründers der Psychoanalyse. Sie sind in ihrem Sprachzauber eine literarische Kostbarkeit. Zugleich dokumentieren sie eine typische jüdische Wiener Jugend im 19. Jahrhundert. Von Anfang an tragen diese Dokumente unverkennbar die Handschrift des großen intellektuellen Neuerers. Freuds Originalität tritt besonders schön hervor, wenn er aus dem Anschauen der ihn umgebenden Menschen - in zahllosen meisterlichen Miniaturen festgehalten -, vor allem aber aus rigoroser Selbstbeobachtung »Rezepte« für seine »kleine psychologische Hausapotheke« gewinnt und dabei jenes Wahrnehmungsinstrument schärft, welches später die systematische Entdeckung des Unbewußten ermöglicht und damit eine Revolution im Menschenbild des 20. Jahrhunderts bewirkt hat.
About the author
Sigmund Freud wurde 1856 in Freiberg (Mähren) geboren. Nach dem Studium der Medizin wandte er sich während eines Studienaufenthalts in Paris, unter dem Einfluss J.-M. Charcots, der Psychopathologie zu. Anschließend beschäftigte er sich in der Privatpraxis mit Hysterie und anderen Neurosenformen. Er begründete die Psychoanalyse und entwickelte sie fort als eigene Behandlungs- und Forschungsmethode sowie als allgemeine, auch die Phänomene des normalen Seelenlebens umfassende Psychologie. 1938 emigrierte Freud nach London, wo er 1939 starb.
Walter Boehlich, geboren 1921 in Breslau, gestorben 2006 in Hamburg, war Literaturkritiker, Essayist, Übersetzer und Verlagslektor. Er studierte Philologie in Bonn und wurde Assistent von Ernst Robert Curtius. Er schrieb über Jahrzehnte regelmäßig unter anderem für "Die Zeit", die FAZ und "Titanic".
Summary
»Wir setzen in unseren Briefen die 6 prosaisch-ehernen Arbeitstage in das reine Gold der Poesie um und werden vielleicht finden, daß man in sich selbst und dem, was um uns bleibt und wechselt, Interessantes genug finden kann, wenn man nur darauf zu achten sich gewöhnt.« Freud an Eduard Silberstein am 4. September 1874 Die Briefe des Gymnasiasten und Studenten Sigmund Freud an seinen Jugendfreund Eduard Silberstein sind das einzige überlieferte umfangreiche Selbstzeugnis aus den prägenden frühen Bildungsjahren des Begründers der Psychoanalyse. Sie sind in ihrem Sprachzauber eine literarische Kostbarkeit. Zugleich dokumentieren sie eine typische jüdische Wiener Jugend im 19. Jahrhundert. Von Anfang an tragen diese Dokumente unverkennbar die Handschrift des großen intellektuellen Neuerers. Freuds Originalität tritt besonders schön hervor, wenn er aus dem Anschauen der ihn umgebenden Menschen - in zahllosen meisterlichen Miniaturen festgehalten -, vor allem aber aus rigoroser Selbstbeobachtung »Rezepte« für seine »kleine psychologische Hausapotheke« gewinnt und dabei jenes Wahrnehmungsinstrument schärft, welches später die systematische Entdeckung des Unbewußten ermöglicht und damit eine Revolution im Menschenbild des 20. Jahrhunderts bewirkt hat.
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Die Briefe des Gymnasiasten und Studenten Sigmund Freud an seinen Jugendfreund
Eduard Silberstein sind das einzige überlieferte umfangreiche Selbstzeugnis
aus den prägenden frühen Bildungsjahren des Begründers der Psychoanalyse.
Sie sind in ihrem Sprachzauber eine literarische Kostbarkeit. Zugleich
dokumentieren sie eine typische jüdische Wiener Jugend im 19. Jahrhundert.
Von Anfang an tragen diese Dokumente unverkennbar die Handschrift des großen
intellektuellen Neuerers. Freuds Originalität tritt besonders schön hervor,
wenn er aus dem Anschauen der ihn umgebenden Menschen - in zahllosen meisterlichen
Miniaturen festgehalten -, vor allem aber aus rigoroser Selbstbeobachtung
'Rezepte' für seine 'kleine psychologische Hausapotheke' gewinnt und dabei
jenes Wahrnehmungsinstrument schärft, welches später die systematische
Entdeckung des Unbewußten ermöglicht und damit eine Revolution im Menschenbild
des 20. Jahrhunderts bewirkt hat.