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Neben Shakespeares "Romeo und Julia" ist die Geschichte von Orpheus und Eurydike eine der schönsten Liebesgeschichten der abendländischen Dichtung. Ihren Ursprung hat sie in den "Verwandlungen" des Dichters Ovid. Mit Monteverdis Umsetzung, dem "L'Orfeo" (1607), beginnt die Geschichte der Oper, und durch Jean Cocteaus Verfilmungen (1930 und 1950) wurde die Liebesgeschichte zum berühmten Filmstoff. - Die antike Sage erzählt, wie die junge Eurydike kurz vor dem Hochzeitsfest an einem Schlangenbiss stirbt. Der trauernde Orpheus will sich jedoch mit der gewaltsamen Trennung nicht abfinden. Es gelingt ihm, in die Unterwelt zu gelangen und mit seinen sagenhaften Sangeskünsten den Herrscher des Hades zur Freigabe Eurydikes zu bewegen. Diese einmalige Gnade wird ihm aber nur unter der Bedingung zuteil, dass er Eurydike bis zur Ankunft in der Oberwelt nicht anschaut. Als Orpheus voller Sehnsucht dieses Verbot missachtet, verliert er seine Geliebte endgültig.
Christoph Feist hat die Geschichte mit formaler Strenge in Bühnenbilder verwandelt und in wenigen Texten den Ablauf rhythmisiert. Seine Gestaltung arbeitet gegen die überwältigende Emotionalität der Liebesgeschichte und betont das Klassische des Stoffes: Orpheus und Eurydike inszeniert als Tolles Heft.
About the author
Christoph Feist, geboren 1973 in Erfurt, lebt und arbeitet als Grafiker und Illustrator in Erfurt. Nach einer Schriftsetzerausbildung und dem Besuch einer Fachoberschule absolvierte er ein Illustrationsstudium an der HGB Leipzig und war Meisterschüler bei Volker Pfüller. Er arbeitete als Theatergrafiker an der Landesbühne in Esslingen und ist seit 2008 freier Dozent für Typografie an der Grafikdesignschule in Anklam. Feist wurde mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Preis der 100 Besten Plakate (1999 und 2001) und dem Birknerpreis für Illustration.
Publius Ovidius Naso (43 v. Chr.-18 n. Chr.) stammte aus einer Ritterfamilie. Er gab die politische Laufbahn zugunsten der Dichtung auf, wurde aber wegen moralisch bedenklichen Einflusses seiner Werke von Augustus im Jahr 8 n. Chr. ans Schwarze Meer verbannt. Bis dahin vom Glück verwöhnt, hat Ovid diesen Sturz nie verwunden und starb verbittert im Exil.