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Die früheste Zeit der christlichen Kirche läge im Dunkel der Geschichte gäbe es da nicht die kanonische Apostelgeschichte des Lukas. Sie gilt als die einzige Quelle über die Frühzeit der Kirche und hat schon deshalb eine ungeheure Wirkung entfaltet. Nicht zuletzt sind ihre Daten zu Jesu Auferstehung und Himmelfahrt sowie zur Ausgießung des heiligen Geistes an Pfingsten Grundlage unseres Kalenders geworden. Doch Lukas gilt nicht nur als einzige Quelle, sein Bild von der idealen apostolischen Gemeinde in Jerusalem wird auch vielfach als geschichtlich zuverlässig ausgegeben, und das bis heute. Gerd Lüdemann zeigt, dass beides nicht stimmt. Erst unterzieht er die lukanische Darstellung einer scharfen Kritik und entlarvt sie als freie Erfindung des Autors. Anschließend rekonstruiert er die ersten drei Jahre des Christentums auf der Grundlage der zweiten Quelle zur Frühzeit der Kirche, der Paulusbriefe, neu. Als Resultat vermag Lüdemann zu zeigen, dass es am Anfang der Kirche zeitgleich eine christliche Gemeinde in Damaskus und eine in Jerusalem gab, deren Glaube und Praxis sich stark voneinander unterschieden.
About the author
Gerd Lüdemann, geb. 5. Juli 1946 in Visselhövede, Inhaber des Lehrstuhls für 'Geschichte und Literatur des frühen Christentums' an der Universität Göttingen. Zuvor bis 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Göttingen. Ihm wurde als ausgewiesenem Neutestamentler die Bezeichnung seines Lehrstuhls als Lehrstuhl für Neues Testament vom Präsidenten der Universität Göttingen als Folge der Beanstandung seiner Lehre durch die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen verboten, weil er sich in seinen Veröffentlichungen und in seiner wissenschaftlichen Arbeit kritisch mit Fragen des evangelischen Bekenntnisses auseinandergesetzt hat und die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit den evangelischen Kirchen in Niedersachsen und der Leitung der Universität Göttingen nicht genehm sind.