Read more
Wer spricht und wer handelt, betreibt, um sprechen und handeln zu können, auch dann wenn ers so nicht nennt, Philologie. Denn im Bereich der Sprache gibt es nichts, das selbstverständlich ist, und immer zu viel von dem, was der Erläuterung, des Kommentars, der Ergänzung bedarf. Zum Besonderen wie zum Allgemeinsten findet die Philologie etwas Weiteres hinzuzufügen. Sie ist vor allem, was sie außerdem noch ist, die Erweiterin, Zusetzerin, Hinzufügerin, der nichts Gesagtes oder Geschehenes genügt; sie geht über alles, was als Aussage oder Text vorliegt, hinaus und geht dahinter zurück, um es in seiner Bewegung aus Herkunft und Zukunft zu zeigen; sie ist die Geste eines Darüber-hinaus, die nie überflüssig sein kann, weil sie die Bewegung des Sprechens selbst ist, das sich über alles schon Gesprochene hinwegsetzt.
About the author
Werner Hamacher, geb. 1948, studierte Komparatistik, Philosophie, Germanistik, Soziologie und Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin und Philosophie an der Ecole Normale Supérieure in Paris. Von 1984 bis 1998 war er Professor of German and the Humanities an der Johns Hopkins University, USA, seit 1998 ist er Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Frankfurt a. Main und lehrt seit 2005 ebenfalls an der European Graduate School in Saas-Fee. Er hatte zahlreiche Gastprofessuren u.a. in New York, Amsterdam, Yale, Paris und Berlin inne. Seine Arbeiten liegen im Grenzgebiet zwischen den Literaturwissenschaften und der Sprach- und Geschichtsphilosophie, im Bereich der Ästhetik und der Hermeneutik.