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Was um Himmels Willen ist bloß passiert fragt man sich, wenn man mit wachen Augen durch römische Antikenmuseen läuft. Wieso verschwindet plötzlich und auf nimmerwiedersehen in spätrömischer Zeit der schöne Naturalismus, der aus Kaisern, Konsuln, deren Frauen und Kindern Menschen wie du und ich machte, nur ein wenig bigger than life, fast wie im Fernsehen? Was war nur der Grund für die Invasion des Vergröberten, des Karikaturhaften, des Abstrahierten, des Grotesken, des Simplifizierten überall in der spätantiken Kunst? Die Barbaren? Das Christentum? Nichts davon, sagt der große französische Althistoriker Paul Veyne, kein äußerer Grund, vielmehr eine der Kunst innewohnende Notwendigkeit ließ den Stil vom Hellenismus ins Mittelalter stürzen. Eine feinfühlige, genaue und gerechte Neuinterpretation der "Mutter aller Dekadenzepochen".
List of contents
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Ikonographie und Geschichte der Formen
Die beiden Wendezeiten: Um 200 und um 300
Die Entwicklung der Formen ist autonom
Die Erneuerungen der Zeit um 200
Die "römische" Kunst war eine hellenisierende Kunst
Der Akademismus der ersten beiden Jahrhunderte
Die konventionelle Forderung nach "orthographischer" Strenge
Ist die Markussäule pathetisch?
Die angebliche "Angst einer Epoche"
Das Aufkommen eines barocken Stils
Der Manierismus des 3. Jahrhunderts
Realismus versus Schönheit
Die Freude an einem künstlichen Stil
Ein neues moralisches Ideal in der Porträtdarstellung
Die Kaiserporträts des 3. Jahrhunderts
Die Darstellung des Seelenlebens
Der Expressionismus der 90er-Jahre des 3. Jahrhunderts
Der Severerbogen: Der Populismus der offiziellen Kunst
Populismus und Primitivismus
Ein originelles Werk: Die Tetrarchen von Venedig
Der offizielle Stil des 3. Jahrhunderts
Die Reliefs des Konstantinsbogens: Eine volkstümlich-heitere Darstellung
Das Schwinden des Naturalismus in der Darstellung der menschlichen Gestalt
Die neuen Darstellungstechniken des 4. Jahrhunderts
Von den naturgetreuen zu den analogen Formen
Der weichere Stil der Spätantike
"Reliefierte Malerei" und abstrakte Struktur
Der Neoklassizismus der Spätantike
Mosaiken als "Comics"
Die Stile der christlichen Sarkophage: Der ernste Stil
Der hellenisierende schöne Stil
Der prosaische Stil
Der heitere Stil
Die Darstellungsweise des 4. Jahrhunderts und die neue christliche Kunst
Der Stilwandel als Kehrtwende
Spiegelt der Stil den Zeitgeist?
Ausdruck und Expressivität der Formen
Geschichte des Stils und allgemeine Geschichte
Das Ende der antiken Kunst: Ein autonomes Stilphänomen
Anmerkungen
Bildnachweis
Zum Autor
About the author
Paul Veyne, geb. 1930, ist einer der angesehensten Althistoriker Frankreichs; er lehrt an der Université de Provence in Aix und ist seit 1975 Professor am Collège de France in Paris.