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'Bilder vom Erzählen' ist Wolfgang Hilbigs letzter Gedichtband. Er erschien - illustriert mit Radierungen von Horst Hussel - im Jahr 2001, ein Jahr bevor ihm mit dem Georg-Büchner-Preis der bedeutendste deutsche Literaturpreis zugesprochen wurde.
»Seit ich den Dichter Wolfgang Hilbig das erste Mal gesehen und gehört hatte, spürte ich, dass da etwas Ungeheuerliches passiert sein musste. Hier hatte sich etwas Unerhörtes in meine Gegenwart verirrt. Somnambul zielstrebig erforschte der Dichter Hilbig Territorien, die nicht mal als Sperrgebiete gekennzeichnet worden waren, weil sie von jeher als verwunschen galten.« Ingo Schulze
Aqua alba
Ach, der ganze Garten überschwemmt vom Mond -
und Schwärme von Fischen am Weg
wie Federn leicht wie zuckende Klingen aus Licht.
Sie kennen sich aus sie kennen den Trost
der Gemeinsamkeit.
Und die weißen Hortensien blühen die ganze Nacht -
noch wenn der Mond in seinen Abgrund steigt
leuchten sie weiter: wie Phosphor weiß und grün
und Wassergeister
wenn die Fische durch den Zaun entfliehn
haben endlich Heimstatt hier in diesem Blühn.
About the author
Wolfgang Hilbig, geb. 1941 in Meuselwitz bei Leipzig, gestorben 2007 in Berlin, übersiedelte 1985 aus der DDR in die Bundesrepublik. Er erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen, darunter den Georg-Büchner-Preis, den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis, den Berliner Literaturpreis, den Literaturpreis des Landes Brandenburg, den Lessing-Preis, den Fontane-Preis, den Stadtschreiberpreis von Frankfurt-Bergen-Enkheim, den Peter-Huchel-Preis und den Erwin-Strittmatter-Preis.
Horst Hussel, geboren 1934 in Greifswald, studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, an der Hochschule für Bildende und Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee und an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg. Seit 1961 arbeitet er als Buchgrafiker. 1993 erhielt er den Jule-Hammer-Preis. 1994 gründete er den Verlag Dronte Presse. Darüber hinaus ist Horst Hussel Autor mehrerer Bücher.
Summary
›Bilder vom Erzählen‹ ist Wolfgang Hilbigs letzter Gedichtband. Er erschien – illustriert mit Radierungen von Horst Hussel – im Jahr 2001, ein Jahr bevor ihm mit dem Georg-Büchner-Preis der bedeutendste deutsche Literaturpreis zugesprochen wurde.
»Seit ich den Dichter Wolfgang Hilbig das erste Mal gesehen und gehört hatte, spürte ich, dass da etwas Ungeheuerliches passiert sein musste. Hier hatte sich etwas Unerhörtes in meine Gegenwart verirrt. Somnambul zielstrebig erforschte der Dichter Hilbig Territorien, die nicht mal als Sperrgebiete gekennzeichnet worden waren, weil sie von jeher als verwunschen galten.« Ingo Schulze
Aqua alba
Ach, der ganze Garten überschwemmt vom Mond -
und Schwärme von Fischen am Weg
wie Federn leicht wie zuckende Klingen aus Licht.
Sie kennen sich aus sie kennen den Trost
der Gemeinsamkeit.
Und die weißen Hortensien blühen die ganze Nacht -
noch wenn der Mond in seinen Abgrund steigt
leuchten sie weiter: wie Phosphor weiß und grün
und Wassergeister
wenn die Fische durch den Zaun entfliehn
haben endlich Heimstatt hier in diesem Blühn.
Report
"Seit ich den Dichter Wolfgang Hilbig das erste Mal gesehen und gehört hatte, spürte ich, dass da etwas Ungeheuerliches passiert sein musste. Hier hatte sich etwas Unerhörtes in meine Gegenwart verirrt. Somnambul zielstrebig erforschte der Dichter Hilbig Territorien, die nicht mal als Sperrgebiete gekennzeichnet worden waren, weil sie von jeher als verwunschen galten."
(Ingo Schulze)