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Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich mehr als eine Viertel Million jüdischer Holocaustüberlebender als Displaced Persons in Deutschland, dem Land ihrer Peiniger. Überschattet von der Erinnerung, der Vernichtung knapp entkommen zu sein, versuchten sie, ihre seelischen Verletzungen zu bewältigen und ein neues Leben zu beginnen, während sie auf ihre Auswanderung warteten. Umgeben waren sie von Deutschen - darunter von russischen Soldaten vergewaltigte Frauen, Vertriebene aus dem Osten und von Luftangriffen Traumatisierte, die sich selbst als Opfer des Krieges fühlten.In »Der ungleiche Frieden« beschreibt Atina Grossmann Berlin in den Wochen und Monaten nach der Kapitulation. Sie erzählt von Hunger, Krankheit und obdachlosigkeit, der Fraternisierung mit den alliierten Besatzern und denmassenhaften Vergewaltigungen deutscher Frauen, aber auch von den Bemühungen der jüdischen Überlebenden in den DP-Lagern der amerikanischen Zone, eine neue Gemeinschaft zu errichten. Anhand einer Vielzahl von Tagebüchern, Memoiren und historischen Quellen schildert sie, wie echte und vermeintliche Opfer von Krieg und Nationalsozialismus in einem regelrechten Wettstreit um die Gunst der Alliierten rangen, und von den Schwierigkeiten, sich in einer Welt zurecht zu finden, in der sich die Täter als Opfer fühlen konnten, während den eigentlichen Opfern mit zunehmender Ablehnung begegnet wurde.
About the author
Atina Grossmann ist Professorin für europäische und deutsche Geschichte am Cooper Union College in New York und hat Aufsätze und Bücher zu den Themen Gender und Erinnerungskultur veröffentlicht.Im Januar 2009 erhält sie für das amerikanische Original »Jews, Germans, and Allies: Close Encounters in Occupied Germany« den George L. Mosse Prize der American Historican Association.