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Die Stellung der Frau in Ehe und Gesellschaft und der Kampf um die Freiheit ihrer Persönlichkeit stehen im Mittelpunkt dieser drei inzwischen schon klassischen psychologischen Erzählungen, die sich wie die Tafeln eines Triptychons miteinander verbinden. Wir lesen das Tagebuch einer jungen Frau, deren frisches und klares Urteilsvermögen die vorgetäuschte moralische Überlegenheit ihres Mannes als raffinierten Egoismus entlarvt und die an dieser Erkenntnis zerbricht.
In 'Robert', der zweiten Erzählung, versucht der Beschuldigte eine Rechtfertigung, in 'Genevieve', der dritten, nimmt, in Form eines Briefes, die Tochter des Ehepaares (inzwischen selbst eine junge Frau) zu den Ereignissen Stellung. Dabei erweist sich, daß die gesellschaftlichen Veränderungen zu einer Befreiung geführt haben: die Tochter nimmt für sich jenes Recht auf die eigene Persönlichkeit ganz selbstverständlich in Anspruch, das der Mutter versagt blieb.
About the author
André Gide (1869-1951) wurde streng puritanisch erzogen und setzte sich später rückhaltlos für die Freiheit des Individuums gegenüber Kirche, Konvention und Moral ein. Das Gesamtwerk des Nobelpreisträgers von 1947 steht neben dem der großen literarischen Innovatoren des 20.Jahrhunderts wie Proust, Musil und Joyce.
Der Autor
Peter Schnyder, geb. 1967, ist Privatdozent am Deutschen Seminar der Universität Zürich. Studium in Zürich, Göttingen, Berlin und Cambridge. Forschungsschwerpunkte: Deutsche Literatur des 17. bis 20. Jahrhunderts im europäischen Kontext; Ästhetik und Politik; Literatur und Wissenschaft. Publikationen: Die Magie der Rhetorik. Poesie, Philosophie und Politik in Friedrich Schlegels Frühwerk (1999).
Andrea Spingler, geboren 1949 in Oldenburg, ist seit 1980 als freie Übersetzerin tätig. Sie hat unter anderem Werke von Marguerite Duras, Alain Robbe-Grillet, Patrick Modiano, Jean-Paul Sarte, André Gide ins Deutsche übertragen. 2007 wurde sie mit dem Eugen-Helmlé-Preis für herausragende deutsch-französische Übersetzungen ausgezeichnet.
Report
"Ein scharfzüngiges Manifest für die Frau. Doch bei allem Engagement zum Thema 'Emanzipation' geht Gide nie der Charme aus. Schon allein die Komposition ist äußerst reizvoll... Darüber hinaus jedoch besticht Gide durch seinen überaus eleganten Stil, in dem Einfachheit und Ironie sich raffiniert brechen."(Norddeutscher Rundfunk)