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Rachelas Sohn Ofer kam durch einen Rekrutenscherz ums Leben ein traditioneller Ritus, der versehentlich in den Tod führte. Die Armee hatte auf dem Grabstein die Standardformulierung "Nr. 2", in Worten: "Gefallen in Erfüllung seiner Pflicht", eingesetzt. Für Rachela drückt sich in diesen anonymen Worten die ganze Verlogenheit des Systems aus, und sie fordert Gerechtigkeit ein, indem sie nachts den Grabstein in die Luft sprengt und gegen eine Statue mit der Inschrift "Ermordet von seinen Vorgesetzten" ersetzt. Dieser gleichermaßen couragierte wie aggressive Akt ist aber erst der Auftakt einer Reihe verzweifelter Versuche, Gerechtigkeit für ihren Sohn zu erlangen. Bei den folgenden Gerichtsverhandlungen geht es ihr weniger darum, durch Trauern und Verzeihen ihren Schmerz zu überwinden, durch juristische Maßnahmen und durch die Verurteilung der angeklagten Offiziere Sühne für das Verbrechen an ihrem Sohn zu erreichen. Vielmehr geht es ihr darum, ihrem (berechtigten) Hass auf da s System freien Lauf zu lassen und für ein Volk Gerechtigkeit zu erfahren für die Untaten einer der geheiligten Institutionen Israels, der israelischen Armee "Zahal". Gurs große Stärke ist es dabei, dass sie sich nicht in einseitigen Schuldzuweisungen ergeht, keineswegs nimmt sie Partei für die hilflos wie obsessiv agierende Mutter. Sie beleuchtet den Fall auch aus den Blickwinkeln des Militärrichters und den unter Rachelas Fanatismus leidenden Angehörigen.
About the author
Batya Gur, geboren 1947 in Tel Aviv, arbeitete zunächst als Lehrerin und Journalistin, bevor sie mit ihren Ochajon-Romanen internationalen Ruhm erlangte. Ihr erstes Buch, "Denn am Sabbat sollst du ruhen", wurde mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichnet. Ihre Folgeromane ließen sie zum weltberühmten Markenzeichen literarisch-intelligenter Krimiunterhaltung werden. Batya Gur verstarb 2005.
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Rachelas Sohn Ofer kam durch einen Rekrutenscherz ums Leben - ein traditioneller Ritus, der versehentlich in den Tod führte. Die Armee hatte auf dem Grabstein die Standardformulierung "Nr. 2", in Worten: "Gefallen in Erfüllung seiner Pflicht", eingesetzt. Für Rachela drückt sich in diesen anonymen Worten die ganze Verlogenheit des Systems aus, und sie fordert Gerechtigkeit ein, indem sie nachts den Grabstein in die Luft sprengt und gegen eine Statue mit der Inschrift "Ermordet von seinen Vorgesetzten" ersetzt.
Dieser gleichermassen couragierte wie aggressive Akt ist aber erst der Auftakt einer Reihe verzweifelter Versuche, Gerechtigkeit für ihren Sohn zu erlangen. Bei den folgenden Gerichtsverhandlungen geht es ihr weniger darum, durch Trauern und Verzeihen ihren Schmerz zu überwinden, durch juristische Massnahmen und durch die Verurteilung der angeklagten Offiziere Sühne für das Verbrechen an ihrem Sohn zu erreichen. Vielmehr geht es ihr darum, ihrem (berechtigten) Hass auf das System freien Lauf zu lassen und für ein Volk Gerechtigkeit zu erfahren für die Untaten einer der geheiligten Institutionen Israels, der israelischen Armee "Zahal". Gurs grosse Stärke ist es dabei, dass sie sich nicht in einseitigen Schuldzuweisungen ergeht, keineswegs nimmt sie Partei für die hilflos wie obsessiv agierende Mutter. Sie beleuchtet den Fall auch aus den Blickwinkeln des Militärrichters und den unter Rachelas Fanatismus leidenden Angehörigen.