Read more
Düsteres Glanzstück dieser durchaus abwechslungsreichen, auch mit hellen Tönen aufwartenden Erzählungen, die sich stets dicht an die Erlebnisse der kosmopolitischen amerikanisch-arabischen Autorin halten, ist die Titelgeschichte. "Der Herr der Finsternis" ist ein atemberaubend intensiver, apokalyptischer Text, fast ein Vermächtnis.
Auf einem Festival in Sizilien, unmittelbar vor Ausbruch des ersten Irakkriegs, trifft die Erzählerin nach vielen Jahren Buland wieder, einen irakischen Dichter, den sie als strahlenden Jüngling von einer Begegnung in Damaskus in Erinnerung hat. Er wirkt verdüstert. Beim Wein erzählt er ihr von seiner Freundschaft mit Saddam Hussein: von dessen geradezu "tierischer" Intensität und Unruhe, von der eigenen Desillusionierung, die folgt, und der Scham; vom Gefängnis. Später versucht ein amerikanischer Professor, die Erzählerin auszuforschen. Um jeden Preis möchte er der geistigen Welt Bulands, der ein erbitterter Kritiker des imperialen Amerika ist, auf die Spur kommen.
List of contents
Verkündigung Die amerikanische Krankheit Die Macht des Todes Der Herr der Finsternis Erste Leidenschaft Meine Freundin Kate Belauscht Gelbes, gelbes Taxi Hör zu, Hassan... Amal Hayati Das Radio Ein Bach bei Damaskus Nachwort der Autorin
About the author
Etel Adnan - Schriftstellerin, Malerin und Philosophin - geboren 1925 in Beirut, Studium der Philosophie an der Sorbonne, der University of California, in Berkeley und in Harvard. Seminartätigkeit an amerikanischen Universitäten. 1972 Rückkehr nach Libanon, 1976 Ausweisung aufgrund einer Publikation. Seit 1994 Mitglied der Bewegung "Forces of Change: Artists of the Arab World". Zahlreiche Veröffentlichungen, auch in deutsch. Die Autorin lebt in Paris und Sausalito/Kalifornien.
Report
"Literatur vermag genau das: Leben nachträglich zu retten, seine Gestalt poetisch zu überhöhen und schärfer zu zeichnen; ihm einen Platz im großen Ganzen zu geben. Der unsentimentale Gestus der Malerin und Schriftstellerin Etel Adnan ist einzigartig. Er speist sich aus einem, wie sie schreibt, tieferen Wissen um die Nichtigkeit unseres Tuns. Ihre Sehnsucht danach, nicht mehr zu sein als ein Augenpaar, das wohlwollend beobachtet, bleibt unerfüllt. Denn auf den Straßen in Paris spürt sie, wie ein Sandsturm in der Sahara ihr Körner in die Augen schleudert, und in ihrem Zimmer hört sie die Stimme eines politischen Gefangenen in Syrien, der um ihre Aufmerksamkeit bittet. Sie kann ihm kein Wasser reichen, aber ihre inneren Regungen mit Reflexionen verknüpfen und diese notieren. In ihrem neuen Erzählband macht Etel Adnan uns mit Personen bekannt, die sich ihrem Gedächtnis eingeprägt haben, und sie konfrontiert uns mit Orten, an denen "alle Banalitäten sterben"." Sigrid Brinkmann Deutschlandfunk