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Sigmund Freud, Ils Grubrich-Simitis, Ilse Grubrich-Simitis
Das Motiv der Kästchenwahl - Mehrfarbige Faksimileausgabe im Originalformat von Freud großflächigen Manuskriptblättern
German · Hardback
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Description
»Zwei Szenen aus Shakespeare, eine heitere und eine tragische, haben mir kürzlich den Anlaß zu einer kleinen Problemstellung und Lösung gegeben.« Mit diesem einfachen Satz beginnt Freud seinen meisterhaften literarischen Essay, der hiermit als vollständiges Faksimile vorliegt. Die heitere Szene ist die Wahl der Freier der Porzia zwischen drei Kästchen im >Kaufmann von Venedig<, die tragische die Szene im >König Lear<, in der Lear das Reich unter seine drei Töchter aufteilt. Die Porzia-Szene gab dem Essay den Titel, den Schwerpunkt aber legt Freud auf die Problematik des Lear. Was haben die drei Frauen zu bedeuten, zwischen denen er zu wählen hat? Und warum muß die Wahl auf die dritte, die Cordelia, fallen? Um diese Frage zu beantworten, verläßt Freud die Dichtung und zeigt die Verankerung der Dreierwahl im Mythos. Was haben Menschen ganz verschiedener Kulturkreise mit diesem Motiv zu bewältigen, zu verbergen versucht? In einer Serie von Deutungsschritten, in der Freud Mythos und Dichtung nach psychischen Abwehrmechanismen abklopft, gibt er die Lösung: Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Tod. Was als Naturgesetz jedes Menschen Leben beendet, wird zur »Wahl« verharmlost, was der Tod bzw. die Todesgöttin ist, erscheint als die begehrenswerteste Frau, die Liebesgöttin. Doch Shakespeare hebt am Ende des >Lear< die Entstellung auf. Und Freud schließt: »Ewige Weisheit im Gewande des uralten Mythus rät dem alten Manne, der Liebe zu entsagen, den Tod zu wählen, sich mit der Notwendigkeit des Sterbens zu befreunden.« In seinem Nachwort untersucht Heinz Politzer den biographischen Hintergrund für die Entstehung der Arbeit. - Das Faksimile ist, mehrfarbig, im Originalformat der von Freud benutzten großen Bogen reproduziert. Die Edition enthält ferner eine Transkription von Ingeborg Meyer-Palmedo sowie Hinweise von Ilse Grubrich-Simitis auf Freuds Schreibgewohnheiten.
About the author
Sigmund Freud, geb. 1856 in Freiberg (Mähren); Studium an der Wiener medizinischen Fakultät; 1885/86 Studienaufenthalt in Paris, unter dem Einfluss von J.-M. Charcot Hinwendung zur Psychopathologie; danach in der Wiener Privatpraxis Beschäftigung mit Hysterie und anderen Neurosenformen; Begründung und Fortentwicklung der Psychoanalyse als eigener Behandlungs- und Forschungsmethode sowie als allgemeiner, auch die Phänomene des normalen Seelenlebens umfassender Psychologie. 1938 emigrierte Freud nach London, wo er 1939 starb.
Ilse Grubrich-Simitis (1936-2024), Psychoanalytikerin. Zuständig für die Edition von Sigmund Freuds Werk im S. Fischer Verlag. Ihre Veröffentlichungen zur Freud-Forschung, darunter ›Zurück zu Freuds Texten‹ (1993), sowie zu Theorie und Klinik der Psychoanalyse sind in viele Sprachen übersetzt worden, 1998 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Literaturpreise:
Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1998
Mary S. Sigourney Award 1998
Ilse Grubrich-Simitis (1936-2024), Psychoanalytikerin. Zuständig für die Edition von Sigmund Freuds Werk im S. Fischer Verlag. Ihre Veröffentlichungen zur Freud-Forschung, darunter ›Zurück zu Freuds Texten‹ (1993), sowie zu Theorie und Klinik der Psychoanalyse sind in viele Sprachen übersetzt worden, 1998 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Literaturpreise:
Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1998
Mary S. Sigourney Award 1998
Heinz Politzer, geboren 1910 in Wien, gestorben 1978 in Berkeley, hat an der ersten von Max Brod herausgegebenen Kafka-Gesamtausgabe mitgewirkt. Er war Ordinarius für deutsche Literatur in Berkeley/Cal.
Summary
»Zwei Szenen aus Shakespeare, eine heitere und eine tragische, haben mir kürzlich den Anlaß zu einer kleinen Problemstellung und Lösung gegeben.« Mit diesem einfachen Satz beginnt Freud seinen meisterhaften literarischen Essay, der hiermit als vollständiges Faksimile vorliegt. Die heitere Szene ist die Wahl der Freier der Porzia zwischen drei Kästchen im ›Kaufmann von Venedig‹, die tragische die Szene im ›König Lear‹, in der Lear das Reich unter seine drei Töchter aufteilt. Die Porzia-Szene gab dem Essay den Titel, den Schwerpunkt aber legt Freud auf die Problematik des Lear. Was haben die drei Frauen zu bedeuten, zwischen denen er zu wählen hat? Und warum muß die Wahl auf die dritte, die Cordelia, fallen? Um diese Frage zu beantworten, verläßt Freud die Dichtung und zeigt die Verankerung der Dreierwahl im Mythos. Was haben Menschen ganz verschiedener Kulturkreise mit diesem Motiv zu bewältigen, zu verbergen versucht? In einer Serie von Deutungsschritten, in der Freud Mythos und Dichtung nach psychischen Abwehrmechanismen abklopft, gibt er die Lösung: Es geht um die Auseinandersetzung mit dem Tod. Was als Naturgesetz jedes Menschen Leben beendet, wird zur »Wahl« verharmlost, was der Tod bzw. die Todesgöttin ist, erscheint als die begehrenswerteste Frau, die Liebesgöttin. Doch Shakespeare hebt am Ende des ›Lear‹ die Entstellung auf. Und Freud schließt: »Ewige Weisheit im Gewande des uralten Mythus rät dem alten Manne, der Liebe zu entsagen, den Tod zu wählen, sich mit der Notwendigkeit des Sterbens zu befreunden.« In seinem Nachwort untersucht Heinz Politzer den biographischen Hintergrund für die Entstehung der Arbeit. - Das Faksimile ist, mehrfarbig, im Originalformat der von Freud benutzten großen Bogen reproduziert. Die Edition enthält ferner eine Transkription von Ingeborg Meyer-Palmedo sowie Hinweise von Ilse Grubrich-Simitis auf Freuds Schreibgewohnheiten.
Additional text
'Zwei Szenen aus Shakespeare, eine heitere und eine tragische, haben mir
kürzlich den Anlaß zu einer kleinen Problemstellung und Lösung gegeben.'
Mit diesem einfachen Satz beginnt Freud seinen meisterhaften literarischen
Essay, der hiermit als vollständiges Faksimile vorliegt. Die heitere Szene
ist die Wahl der Freier der Porzia zwischen drei Kästchen im 'Kaufmann
von Venedig', die tragische die Szene im 'König Lear', in der Lear das
Reich unter seine drei Töchter aufteilt. Die Porzia-Szene gab dem Essay
den Titel, den Schwerpunkt aber legt Freud auf die Problematik des Lear.
Was haben die drei Frauen zu bedeuten, zwischen denen er zu wählen hat?
Und warum muß die Wahl auf die dritte, die Cordelia, fallen? Um diese Frage
zu beantworten, verläßt Freud die Dichtung und zeigt die Verankerung der
Dreierwahl im Mythos. Was haben Menschen ganz verschiedener Kulturkreise
mit diesem Motiv zu bewältigen, zu verbergen versucht? In einer Serie von
Deutungsschritten, in der Freud Mythos und Dichtung nach psychischen Abwehrmechanismen
abklopft, gibt er die Lösung: Es geht um die Auseinandersetzung mit dem
Tod. Was als Naturgesetz jedes Menschen Leben beendet, wird zur 'Wahl'
verharmlost, was der Tod bzw. die Todesgöttin ist, erscheint als die begehrenswerteste
Frau, die Liebesgöttin. Doch Shakespeare hebt am Ende des 'Lear' die Entstellung
auf. Und Freud schließt: 'Ewige Weisheit im Gewande des uralten Mythus
rät dem alten Manne, der Liebe zu entsagen, den Tod zu wählen, sich mit
der Notwendigkeit des Sterbens zu befreunden.'
Product details
Authors | Sigmund Freud |
Assisted by | Ils Grubrich-Simitis (Editor), Ilse Grubrich-Simitis (Editor), Ilse Grubrich-Simitis (Introduction), Heinz Politzer (Afterword) |
Publisher | Fischer S. |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 01.10.1977 |
EAN | 9783100227416 |
ISBN | 978-3-10-022741-6 |
No. of pages | 64 |
Dimensions | 320 mm x 486 mm x 19 mm |
Weight | 2486 g |
Illustrations | 64 S. und 15 S. buchstabengetreue Transkription |
Subjects |
Humanities, art, music
> Linguistics and literary studies
> General and comparative literary studies
Literaturwissenschaft, Psychoanalyse, Essay, Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft: Dramen und Dramatiker, Faksimileausgabe, Kaufmann von Venedig, Porzia, König Lear, Manuskriptblatt |
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