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Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,00, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Soziologie), Veranstaltung: Transnationale Migrationsforschung, 23 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die aktuelle Debatte über Migration wird im politischen Mainstream allzu oft
mit Integration in Verbindung gebracht. Es scheint fast so, als gäbe es
zwischen beiden Begriffen eine wechselseitige Interdependenz. Diese
Erwartungshaltung einer "einheimischen" Bevölkerung, die eine Angleichung
aller "Nicht-Einheimischen" fordert, geht von Annahmen aus, die sich in der
Debatte um den Transnationalismus als unhaltbar herausstellen.
Im Folgenden möchte ich nun eine Einführung in das Konzept des
Transnationalismus geben und durch die Abgrenzung zu vorherigen
Migrationstheorien aufzeigen, was an diesem Blick auf Migration neu ist.
Im zweiten Teil werde ich verschiedene Theoreme des Transnationalismus
ausführen und ihn im dritten Teil mit der Theorie reflexiver Modernisierung in
Verbindungen bringen. Zum Schluss stelle ich die Frage, ob MigrantInnen
nicht bereits die Leben führen, die für Ulrich Becks Konzept der reflexiven
Modernisierung charakteristisch sind. Bei dem Konzept des Transnationalismus handelt es sich um einen
Perspektivenwechsel innerhalb der Migrationsforschung. Migration wird also
nicht als neues Phänomen verhandelt, sondern der Blick auf die Mobilität von
Menschen ändert sich grundlegend.
Durch die Durchsetzung der Idee von Nationalstaaten und -gesellschaften in
der ersten Moderne wurde Migration als ein Übergang von einem
nationalstaatlichen Container in den anderen aufgefasst. Dementsprechend
stand die Untersuchung von Pull- und Pushfaktoren, meist ökonomisch -
rationalen Gründen, die "die MigrantIn" veranlassen aus ihrem
"Herkunftsland" zu emigrieren (push) und Faktoren, die "die MigrantIn" veranlassen in ein bestimmtes "Ankunftsland" zu immigrieren (pull), im
Vordergrund.
Dieser Blick ist im methodologischen Nationalismus verhaftet und betrachtet
Migration innerhalb geschlossener und klar begrenzter Systeme. "Sie ist
verknüpft mit einer Vorstellung von Körpern ohne Willen, mitgerissen durch
das Walten von Kräften, die weit aus stärker sind als sie."