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Jessie ist tot. Sie hat sich erschossen, während sie mit Max telephonierte.
Zu Schulzeiten der geborene Versager, picklig und übergewichtig, hat Max aus sich selbst das Projekt seines Lebens gemacht: Einen Karrierejuristen. Innerhalb von zehn Jahren hat er sich hochgearbeitet, aus eigener Kraft, wie er glaubte. Zu Rufus nach Wien, auf den Olymp des Völkerrechts, von wo aus die Staatengemeinschaft aussieht wie ein paar Kinder, die sich gegenseitig Sand in die Augen werfen.
Aber dann ist Jessie wieder aufgetaucht und mit ihr das einzige echte Gefühl in Max' Leben: Die bodenlose Liebe zu der kindlich-verrückten Tochter eines Drogenhändlers. Als Jessie stirbt, schmeißt Max seinen Job. Er sitzt in Leipzig und beschließt, den Rest seiner Lebenszeit nach der Menge an Kokain zu bemessen, die er sich noch kaufen kann. Max ist am Ende.
Und das ist der Anfang von 'Adler und Engel'. Max ruft bei Clara an, einer ebenso jungen wie abgebrühten Radiomoderatorin, sie zwingt ihn zu einer Reise zurück nach Wien, zurück in seine Vergangenheit. Allmählich wird klar: Seine und Jessies Geschichte war Teil des Dramas auf dem Balkan. Ihre seltsame Liebe ist ein Produkt jenes zynischen Miteinanders von Bürgerkriegshelden, Völkermördern, Drogenhändlern und UNO-Politikern, die Schreckliches zulassen, um noch Schrecklicheres zu verhindern.
About the author
Juli Zeh, 1974 in Bonn geboren, Jurastudium in Passau und Leipzig, Studium des Europa- und Völkerrechts. Längere Aufenthalte in New York und Krakau. Ihr Roman "Adler und Engel" (2001) wurde zu einem Welterfolg und ist mittlerweile in 24 Sprachen übersetzt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem "Deutschen Bücherpreis" (2002), dem "Rauriser Literaturpreis" (2002), dem "Hölderlin-Förderpreis" (2003), dem "Ernst-Toller-Preis" (2003), dem "Carl-Amery-Literaturpreis" (2009) und dem Gerty-Spies-Literaturpreis der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (2009). 2013 wurde sie mit dem"Thomas Mann Preis" für ihr "vielfälgiges Prosawerk" geehrt, 2014 mit dem "Hoffmann-von-Fallersleben-Preis" für zeitkritische Literatur. Juli Zeh lebt in Leipzig.
Report
"Für eine solch bittere und zugleich eisige Zeitkritik haben Bret Easton Ellis und Michel Houellebecq eine Bresche geschlagen. Auf ihre Weise marschiert Juli Zeh da nun ebenfalls hindurch. Ihr Referenzsystem ist die Zeitdiagnose, nicht das schicke Kokettieren mit den Symptomen. Ihren Roman hat sie mit Einfallskraft, Gegenwartsbewusstsein und großer Intelligenz auf diese Ebene hinaufgeschrieben." (Die Zeit)
"Mit ihrem Debüt-Roman hat Juli Zeh den lang ersehnten großen realistischen Roman geschrieben. Snapshots von halluzinatorischer Klarheit, die zum Schönsten und Wildesten zählen, was in den letzten Jahren an deutscher Prosa erschienen ist. Eine Literatur, die der bildmächtigen Magie des Gabriel García Marquez ebenso entspricht wie dem harten, mitleidlosen Realismus der amerikanischen Short-Story-Legende Raymond Carver." (Die Weltwoche)