Read more
About the author
György Konrád wurde am 2. April 1933 in der Nähe von Debrecen als Sohn einer jüdischen Familie in Ungarn geboren. Im Jahr 1944 entging er nur knapp seiner Verhaftung durch Nationalsozialisten und ungarische Pfeilkreuzler, die ihn ins Konzentrationslager Auschwitz deportieren wollten. Mit seinen Geschwistern floh er zu Verwandten nach Budapest und lebte dort in einer Wohnung unter dem Schutz der Helvetischen Konföderation. Konrád studierte in Budapest Literaturwissenschaft, Soziologie und Psychologie bis zum Ungarnaufstand 1956. Anschließend arbeitete er von 1959 bis 1965 als Jugendschutzinspektor für die Vormundschaftsbehörde eines Budapester Stadtbezirks. Nebenbei publizierte er erste Essays. Ab 1965 stellte ihn das Budapester Institut und Planungsbüro als Soziologen für Städtebau ein. Seit dem Erfolg des Erstlingswerkes konzentrierte er sich auf die literarische Arbeit. In seinen Essays plädierte er für ein friedliches Mitteleuropa, das die Grenzen zwischen Ost und West überwinden solle. Weil er zwischen 1978 und 1988 nicht publizieren durfte, reiste er durch Westeuropa, Amerika und Australien. Das Publikationsverbot wurde erst 1989 aufgehoben.
Additional text
Hier sitzt er, der Erzähler, im Alter von 55 Jahren, auf der Bank im Garten
einer kleinen Nervenheilanstalt. Vor Jahresfrist wurde er zur zwangsweisen
Behandlung eingeliefert; doch diese Maßnahme, diese Form der Endstation,
ist ihm gar nicht unwillkommen gewesen. Er denkt über seine Geschichte
nach: Jugend, Heirat, Verhaftung; die Teilnahme am Krieg: als Soldat, Partisan,
gefangener, Spion, sowjetischer Offizier und Sieger; als Propagandist nach
dem Krieg, Mitwirkender am Ausbau der totalen macht, als Chef der Politischen
Polizei. Hier endet der Aufstieg, der Weg führt in die Folterkammer, zum
Todesurteil. In den sechziger Jahren beginnt er mit gesellschaftlichen
Forschungen; seine Position festigt sich, das Leben wird angenehm, er reist
ins Ausland. Seine Arbeit aber zieht die Aufmerksamkeit der Geheimpolizei
auf sich; nach der Hausdurchsuchung folgt die Verhaftung. all dies überdenkt
er.