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Die Ehefrau und die beiden jugendlichen Kinder warten beim Abendessen auf den Vater. Die drei sitzen vor dem Berg Muscheln, die außer dem Vater eigentlich niemand gerne ißt, und beginnen in dieser unerwarteten Auszeit miteinander zu sprechen. Im Reden zerbricht die sogenannte Normalität familiären Zusammenlebens - die Sonntagsausflüge, die regelmäßigen Mahlzeiten, der Eichenschrank im Wohnzimmer. Alles ist durchdrungen und gehalten von einer dumpfen väterlichen Autorität, die funktionierte, weil alle sich ihr ausgesetzt glaubten. Und nun wird dieser Vater besichtigt, mit ihm die deutsch-deutsche Entwurzelung der Familie. Unter den ungerührten Augen der Erzählerin fliegt das Labor Familie in die Luft, und - am Ende der Erzählung wandert mit den ungegessenen Muscheln ein ideologischer Grundpfeiler des Bürgertums auf den Müll: die Idee der Familie. -(taz)
About the author
Birgit Vanderbeke, geb. 1956 im brandenburgischen Dahme, lebt im Süden Frankreichs. 1997 erhielt sie den Kranichsteiner Literaturpreis, 1999 den Solothurner Literaturpreis für ihr erzählerisches Gesamtwerk sowie den Roswitha-Preis, 2002 wurde ihr der Hans-Fallada-Preis verliehen, 2007 erhielt sie die Brüder-Grimm-Professur an der Kasseler Universität.