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Zwischenprüfungsarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Politik - Sonstige Themen, Note: 1,0, Georg-August-Universität Göttingen, 16 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Bereits seit mehreren Generationen leben MuslimInnen in Deutschland. Erst in den letzten Jahren haben sie allerdings begonnen öffentliche Präsenz in der Gesellschaft einzufordern. Somit wurde nicht nur der Abschied von der lange Zeit gepflegten Illusion der "Gastarbeiter-Religion" forciert, sondern auch eine gesellschaftliche Debatte über den Islam in Deutschland begonnen. Nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 erhielt das Thema zudem auch eine zunehmend sicherheitspolitische Dimension. Einen weiteren Höhepunkt erreichte die Auseinandersetzung, als eine muslimische Lehrerin einforderte, im öffentlichen Schuldienst das Kopftuch tragen zu dürfen. Ein gerichtlicher Weg über alle Instanzen folgte und endete schließlich mit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts am 24. September 2003, in dem die vom Oberschulamt Stuttgart gegen eine Kopftuch tragende Lehramtskandidatin vorgebrachten Ausschlussgründe für nicht zureichend erklärt wurden. Seitdem bemühen sich die Landesparlamente um gesetzliche Regelungen bezüglich dieser Frage. Das Interesse der Öffentlichkeit ist anhaltend hoch. Es gibt mittlerweile eine mit ziemlicher Schärfe geführte Debatte rund um das Kopftuch. In ihr geht es über das konkrete Thema hinaus um grundlegende Fragen des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, Politik und Religion, um Religionsfreiheit und staatlichen Erziehungsauftrag, um kulturelle Identität und Integration. Die gesellschaftliche Diskussion bewegt sich zumeist zwischen zwei Polen, zwischen den BefürworterInnen, die die freie Ausübung der Religion als ein auch für Andersgläubige geltendes Recht einfordern und den GegnerInnen, die im Kopftuch ein symbolträchtigen Ausdruck von allerhand Gefahren sehen, zwischen den Toleranten und den VerfechterInnen des abendländischen Erbes, den Anti-RassistInnen und den FrauenrechtlerInnen. In dieser emotionalen Auseinandersetzung scheint das Phänomen des Schleiers allerdings ungelüftet. Auch im wissenschaftlichen Diskurs besteht die Schwierigkeit sich dem Thema ohne kulturelle Vorurteile zu nähern.