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Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Psychologie - Sonstiges, Note: Sehr gut, Universität Koblenz-Landau (Psychologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Gedächtnisdiskurs hat sich innerhalb des letzten Jahrzehnts zu einem ausgezeichneten Ort interdisziplinärer Forschung entwickelt, an dem sich "unterschiedliche Fragen und Interessen kreuzen, stimulieren und verdichten: kulturwissenschaftliche, naturwissenschaftliche und informationstechnische" (A. Assmann 1999, 16). Dabei wird zunehmend deutlich, "dass das Gedächtnis ein Phänomen ist, auf das keine Disziplin ihr Monopol anmelden kann". Um dieser Einsicht gerecht zu werden, unternimmt der folgende Essay keine fachspezifische Berichterstattung, sondern einen interdisziplinären Streifzug: Als Ausgangspunkt dienen aktuelle Konzepte der Psychologie, die vor dem Hintergrund sozialkonstruktivistischer Prämissen weiterentwickelt werden und vorbereitenden Charakter haben. Im Zentrum steht die Gedächtnistheorie von Maurice Halbwachs, die nach verschiedenen Seiten hin ausgebreitet wird und kulturwissenschaftliche Übergänge ermöglicht. Gegen Ende kommen Jan Assmanns Überlegungen zum kulturellen Gedächtnis zur Sprache - und schließlich einige kritische Bedenken, die das Ungedachte dieser Arbeit offenlegen. Der Text entfaltet sich dabei nicht in historisch-chronologischer Abfolge, sondern gibt schrittweise den Blick auf umfassendere Horizonte frei: er ist gleichsam unterwegs vom relativ isolierten Individuum zum kulturell verfassten Kollektiv. Im Lauf dieser Bewegung überlagern sich immer wieder zwei Perspektiven: eine mikrologische, die nach den Kontexten des individuellen Erinnerns fragt, und eine makrologische, die dem kollektiven Gedächtnis auf der Spur ist. Ihre Spannung lässt sich nicht in eine einheitliche Theorie aufheben; aber sie sind versöhnt in dem Bemühen, den Zusammenhang von Erinnerung und Identität fassbar zu machen.