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Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziologie - Politische Soziologie, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,5, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Institut für Pol. Wissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: (Politisches) Handeln ist die Grundvoraussetzung jeglicher Demokratie und die Verhinderung der Ausübung dieses demokratischen Rechts durch politische Eliten ist Kennzeichen totalitärer Ausübung von Macht. Hannah Arendt beschreibt dementsprechend den Zweck des Handelns folgendermaßen: "In Wahrheit jedoch ist es die Funktion jeden Handelns, im Unterschied zu einem bloß reaktiven Sichverhalten (behavior), Prozesse zu unterbrechen, die sonst automatisch und damit voraussagbar verlaufen würden." Handeln wird somit als aktives Moment beschrieben, und der Handlung wird ein Veränderungscharakter zugesprochen. Des Weiteren führt Arendt aus: "Was den Menschen zu einem politischen Wesen macht, ist seine Fähigkeit zu handeln; sie befähigt ihn, sich mit seinesgleichen zusammenzutun, gemeinsame Sache mit ihnen zu machen, sich Ziele zu setzen und Unternehmungen zuzuwenden, die ihm nie in den Sinn hätte kommen können, wäre ihm nicht diese Gabe zuteilgeworden: etwas Neues zu beginnen." In diesem Kontext möchte ich untersuchen, unter welchen Umständen Mitglieder einer Gesellschaft nichthandeln, das heißt nichteingreifen und Veränderungen herbeiführen, und somit ihre Möglichkeit zur politischen Mitbestimmung durch Beteiligung innerhalb der öffentlichen Sphäre scheinbar freiwillig aufgeben.
In der vorliegenden Ausarbeitung soll die Fragestellung auf den Zeitraum des Nationalsozialismus in Deutschland zugespitzt werden, da zurückblickend deutlich erkennbar wird, dass hier totalitäre Machtausübung und die Aufgabe der pluralistischen Selbstbestimmung durch die deutsche Majorität zusammenfielen. Die fehlenden Demokratisierungsversuche seitens der Bevölkerung in der Phase des Aufbaus des Nationalsozialismus sind mit ihren katastrophalen Auswirkungen bekannt und haben Millionen Menschen das Leben gekostet. Die Gründe für diese Unterlassung müssen gefunden und diskutiert werden.
Ich habe vorrangig die Alltagsgeschichte von Frauen in den Blickwinkel gerückt. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung stehen also nicht aktive Täterinnen, sondern die Mitläuferinnen und vor allem die Zuschauerinnen, die dem Terror und den Gewaltorgien der NationalsozistInnen schweigend, eventuell in innerer Emigration, gegenüberstanden.