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»Es sind die Reisen eines Schreibenden, der auch und vor allem in und mit der Sprache unterwegs ist.« Oskar Ansull »Da hat jemand seine Subjektivität formuliert, aber er hat sie nicht privatisiert. Was er versucht zu schraffieren, hat immer mit uns zu tun, ist immer Berührung von Welt.« Fritz J. Raddatz Textprobe: Der Weg / Zwei Männer auf einem Feldweg vom Berg herunter. Ihre Gesichter in der Abendsonne. Rechts und links ein Blütenschaum von Weißdorn und Schlehen. Unter ihren Füßen knirscht und rutscht Kalksteinbruch. Jeder trägt eine Idee ins Tal, von der er selbst nichts weiß. Auf ihrer Stirn vergeht im Wolkenschatten die Zeit. Eine junge Frau auf dem Fahrrad kommt ihnen von unten entgegen. Sie neigt ihren Kopf mit dem Körpergewicht zur einen, zur anderen Seite. Den blühenden Hecken zu. Als sie näher kommt, treten die Männer an den Wegrand. Wie schön sie ist, denken beide. An ihrer Halskette pendelt ein kleines Kreuz mit jedem Tritt in die Pedale. Ihre braunen Arme glänzen. Stoßweise atmet sie ins Schweigen. Wie jung sie ist, denken beide.
About the author
Heinz Kattner, Jahrgang 1947, ist Schriftsteller, Lektor und Dozent und lebt in der Nähe von Lu neburg. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände. Die von ihm herausgegebene "Lyrik-Edition", in der er verschiedene poetische Stimmen gegenwärtiger Dichtung versammelt, junge, neue Autoren neben bereits bekannte Lyriker stellt, zählt 25 Bände. Er hat zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien erhalten und ist Mitglied im P.E.N.