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Wie normale Bürgerinnen und Bürger in einem durchschnittlichen europäischen Land zu leben, das ist der Wunsch der 19 Intellektuellen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die in diesem Buch zu Wort kommen. Sie alle treten für gesellschaftliches Engagement und Zivilcourage ein. So kämpft in Belgrad die Menschenrechtlerin Nata?a Kandic seit Jahren für die Verurteilung der Kriegsverbrecher und gegen die Verdrängung der in serbischem Namen begangenen Gräuel. In Kosovo setzt sich die Dichterin und Kinderärztin Flora Brovina seit Jahren mutig für Völkerverständigung und gewaltlose Konfliktlösung ein ? Prinzipien, die zum Fundament für einen politischen Neuanfang in ganz Südosteuropa werden müssten. Und im belagerten Sarajewo organisierte die bekannte Schriftstellerin Ferida Durakovic Theateraufführungen, Dichterlesungen und Protestaktionen, um ein Zeichen des Widerstandes gegen den Krieg zu setzen.
In diesen Gesprächen wird deutlich, was Intellektuelle über ihr Land, die Region, den Krieg, über die Zeit nach dem Zerfall des Vielvölkerstaates, aber auch über die Zukunft und mögliche Alternativen denken. Durch ihre Sicht auf den Balkan wird das gängige Bild Europas vom Balkan, das die ewig gleichen Klischees von Gewalt, Hass, Rachegefühlen und Krieg reproduziert, korrigiert. Die Auswahl der Personen und die vielen Querbezüge zwischen den einzelnen Gesprächen geben einen Eindruck davon, wie die Intellektuellen im ehemaligen Jugoslawien zusammengearbeitet haben. Erst wenn Europa bereit ist, auf solche Stimmen zu hören, wird eine echte Auseinandersetzung mit dem Balkan möglich.
Die meisten Gespräche mit den Intellektuellen ? Journalisten, Dichterinnen und Theaterschaffenden, Rechtsanwältinnen und Theologen, Philosophen und Soziologinnen ? aus Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Serbien und Kroatien führte Ren' Holenstein in den Jahren 2005/06.
About the author
René Holenstein
Historiker und Entwicklungsexperte. Er leitete vier Jahre lang die Schweizerische Entwicklungszusammenarbeit in Bosnien-Herzegowina.
Bei Chronos erschien 'Was kümmert uns die Dritte Welt. Zur Geschichte der internationalen Solidarität in der Schweiz'
Summary
Was denken Intellektuelle über ihr Land, die Region, den Krieg? Was ist seit dem Zerfall des jugoslawischen Vielvölkerstaats geschehen? Welche Chancen bietet die Zukunft?
Dieses Buch wirft einen vielfältigen Blick auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft der Balkanregion. Das Engagement der 19 Interviewten – Journalisten, Dichterinnen und Theaterschaffenden, Rechtsanwältinnen und Theologen, Philosophen und Soziologinnen aus Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo – umfasst Bereiche wie Menschenrechte und Demokratie, Aufarbeitung der Geschichte, Situation der Frauen, Kultur, Religion, nationale Identität und Globalisierung. Durch ihre Sicht wird das gängige Bild Europas von der Region, das die ewig gleichen Klischees von Gewalt, Hass, Rachegefühlen und Krieg reproduziert, korrigiert. Die vielen Querbezüge zwischen den einzelnen Gesprächen geben einen Eindruck davon, wie Intellektuelle im ehemaligen Jugoslawien zusammengearbeitet haben. Erst wenn Europa bereit ist, auf solche Stimmen zu hören, wird eine echte Auseinandersetzung mit dem Balkan möglich.