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»Kann ich überhaupt fliegen, oder habe ich es nur als Kind gekonnt, wie alle?« Ein Mann fährt zum Flughafen, um in einer kleinen Maschine die Alpen zu überqueren. Zwischen Abflug und bevorstehender Ankunft im Unbekannten schweift der Erzähler zurück: in die Anfänge des Flugwesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zu Blériot und den anderen, deren sportlicher Wettkampf bald schon, im Ersten Weltkrieg, tödlichen Kämpfen Platz macht. Zugleich katapultiert der Sprachflug den Erzähler aus der Stadt zurück in die eigeneKindheit auf dem Land, die jetzt, beim Nachsinnen, Risse bekommt. Kinder könnenfliegen. Aber der Knabe, der mit ausgebreiteten Armen den Stubentisch umflog, wurdevom Großonkel barsch zu einer Bruchlandung gezwungen. Flug ist ein Entwicklungsroman mit umgekehrtem Düsenantrieb, ein rasender Sprachflug,vor und zurück in die Geschichte, bei dem Lektüre und Erlebtes ineinander aufgehen.Für die neue Fassung hat der Schweizer Autor Reto Hänny, der 1994 mit Helldunkel den Ingeborg-Bachmann-Preis gewann, seinen 1985 erschienenen Roman, inhaltlich straffend und zugleich erweiternd, zu einer mit unterschiedlichsten Tonarten und Klängen spielenden faszinierenden Sprachpartitur verdichtet.
About the author
Reto Hänny, geboren 1947 in Tschappina, einem kleinen Bergdorf in Graubünden. Nach ausgedehnten Reisen und verschiedenen Tätigkeiten u.a. als Bühnenarbeiter am Theater in Chur, schrieb er 1979 sein erstes Buch. Reto Hänny hat zahlreiche literarische Auszeichnungen erhalten. Er lebt als freier Schriftsteller in Zollikon/Zürich und Graubünden.
Report
Aus der Laudatio zur Literaturauszeichnung 2007 des Kantons Zürich an Reto Hänny: " ... für sein Buch Flug , das uns vor mehr als zwanzig Jahren über den Traum vom Fliegen in einer berauschend schönen Sprache und in suggestiven Bildern berichtet hat, das uns vom Elan des Aufbruchs und von der Trauer der Ankunft und der Melancholie der Vergeblichkeit, die allem Tun innewohnt, erzählt hat, und das uns zuletzt die Wandlungen eines Kindes zum jungen Mann geschildert hat, der mit Joyce zur Sprache und mit Bartó;k zur Musik gefunden hatte. An diesem Buch der Verwandlungen hat der Autor nun seinerseits eine Verwandlung vollzogen, indem er es übermalte und noch einmal neu schrieb mit dem ebenso erstaunlichen wie beglückenden Ergebnis, dass wir das gleiche, uns bekannte Buch neu lesen können, als wäre es ein ganz anderes und gerade erst geschrieben worden." Laudatio zur Literaturauszeichnung 2007 des Kantons Zürich